Trace Gas Orbiter: Neues Gas am Mars entdeckt, Ursprung noch unklar

Die Marsatmosphäre enthält Chlorwasserstoff. Das hat eine europäisch-russische Sonde ermittelt. Entgegen der Erwartungen stammt das Gas wohl nicht aus Vulkanen.

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Aufnahme des Mars

(Bild: NASA/JPL/MSSS)

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Die europäisch-russische Sonde TGO Trace Gas Orbiter hat erstmals Chlorwasserstoff in der Atmosphäre des Nars nachgewiesen und dabei offenbar einen völlig neuen chemischen Kreislauf entdeckt. Das hat die Europäische Weltraumagentur ESA am Donnerstag erklärt. Sie betreibt den Mars-Satelliten gemeinsam mit der russischen Roskosmos.

Außer dieses ersten Fundes eines Halogengases in der Marsatmosphäre stellen die Forscher und Forscherinnen nun auch einen weiteren analysierten Prozess vor, der einmal mehr bestätige, dass der Mars im Lauf seiner Geschichte große Menge Wasser verloren hat. Beide Studien erscheinen im Fachmagazin Science Advances.

Das Gas Chlorwasserstoff (HCI) besteht aus einem Wasserstoff- und einem Chloratom, erklären die Wissenschaftler. Nach solchen und ähnlichen Gasen hätten Forscher auf dem Mars schon länger gesucht, da sie auf vulkanische Aktivitäten hindeuten könnten. Doch sei HCI nun gleichzeitig an weit von einander entfernten Orten gefunden worden, andere mögliche Spuren vulkanischer Aktivitäten aber nicht.

Das deute auf eine andere Quelle des HCl hin. Ihrer Theorie zufolge werden Salze als Überreste verdunsteter Ozeane in die Atmosphäre geweht, wo sie mit Wasser reagieren. Nicht nur Wasser sei dafür wesentlich, sondern auch Staub. Diese Entdeckung bezeichnen sie als Meilenstein. Zuletzt sei 2014 mit Methan auf dem Mars eine neue Gasklasse entdeckt worden. Das habe unter anderem zur Entwicklung des TGO geführt. TGO hat den Mars 2016 erreicht.

In einer zweiten Analyse hat ein anderes Team eine weitere Bestätigung dafür gefunden, dass der Rote Planet über die Zeit große Mengen Wasser verloren hat. Das haben die Wissenschaftler anhand des Verhältnisses zwischen Deuterium und Wasserstoff ermittelt, das sie dank des Orbiters viel besser analysieren konnten. "Es ist so, als ob wir uns bisher mit einer 2D-Ansicht zufrieden geben mussten und nun die Atmosphäre in 3D erkunden können", erklärt Ann Carine Vandaele, die für das Instrument Nadir and Occultation for MArs Discovery (NOMAD) verantwortlich ist.

So hätten sie dramatische Schwankungen bei diesem speziellen Verhältnis enthüllt und außerdem mehrere Ereignisse beobachtet, die für besonders großen Wasserverlust verantwortlich waren. Einer war der immense Staubsturm, der das Ende der Mission des Mars-Rovers Opportunity bedeutete.

(mho)