Tribunal gegen Microsoft

In einem Justizausschuß des US-Senats über den Wettbewerb in der Computerindustrie räumte Bill Gates gestern erstmals öffentlich ein, Microsoft habe Internet-Anbietern untersagt, auf ihren Web-Sites für die Konkurrenz zu werben.

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Von
  • Dieter Brors

In einem Justizausschuß des US-Senats über den Wettbewerb in der Computerindustrie räumte Bill Gates gestern erstmals öffentlich ein, Microsoft habe Internet-Anbietern untersagt, auf ihren Web-Sites für die Konkurrenz zu werben. Channel-Anbieter und Web-Sites aus "Das Beste im Web", einer Link-Sammlung des Internet Explorer, dürften auf ihren Eingangsseiten weder für den Kokurrenten Netscape werben noch in der Bestenliste des Konkurrenten vertreten sein. Dies gab der Microsoft-Chef freilich erst nach mehreren energischen Nachfragen des Senators Orrin Hatch zu, die Gates vorher stets ausweichend beantwortete.

In dem Hearing, das sich zu einem Tribunal gegen Microsoft entwickelte, hatte Gates zuvor erklärt, seine Firma besäße keineswegs ein Monopol im Software- und Betriebssystemmarkt. Ein Monopolist könne den Zugang neuer Firmen in einen Markt verhindern und den Preis ganz allein kontrollieren. Microsoft sei jedoch zu keinem der beiden in der Lage. Außerdem sei es absurd zu glauben, eine einzige Firma könne den Zugang zum Internet kontrollieren. Auf die Frage des Senators, ob Microsoft mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent am Betriebssystemmarkt kein Monopol besäße und die bestehenden Anti-Trust-Gesetze demnach nicht gelten sollten, wich Gates wiederum aus: "Ich werde nichts zu juristischen Streitfragen sagen".

Sun-Chef Scott McNealy sagte, Microsoft wolle sein Monopol auf alle möglichen Bereiche wie Fernsehen, Unterhaltung, Zeitungen, Kabel-TV, Reiseunternehmen, Homebanking und so weiter ausweiten. Damit erhalte der Software-Gigant die Macht, die Wirtschaft und alle Lebensbereiche zu beeinflussen. Netscape-Präsident Jim Barksdale forderte, das laufende Anti-Trust-Verfahren gegen Microsoft auszuweiten. Für einen solchen Schritt gäbe es inzwischen genügend Beweise. (db)