Trump-Team: Datenleak nach Cyberangriff iranischer Gruppe

Wenige Monate vor der US-Wahl wird Reportern offenbar interne Kommunikation des Trump-Teams zugespielt. Angeblich steckt der Iran hinter dem Hackerangriff.​

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Donald Trump gehend und klatschend; im Hintergrund eine enorme US-Fahne, dahinter rostbraune Container

Donald Trump bei einem Besuch einer Schiffswerft in Wisconsin 2020

(Bild: WeiĂźes Haus)

Lesezeit: 3 Min.

Das FBI ermittelt wegen eines möglichen Hackerangriffs auf das Wahlkampfteam des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Das hat der Inlandsgeheimdienst am Dienstag bestätigt. Laut einem Bericht der Washington Post ermittelt das FBI (Federal Bureau of Investigation) auch in einem vergleichbaren Vorfall beim Wahlkampfteam der Demokraten, wo die Phishing-Versuche aber fehlgeschlagen sein sollen.

Das Nachrichtenportal Politico hat am Wochenende Daten eines unbekannten Tippgebers namens "Robert" erhalten. Darin soll interne Kommunikation von Trumps Wahlkampfteam enthalten sein. Auch andere groĂźe US-Medien sollen von Unbekannten kontaktiert worden sein.

Den Medien soll ein 271 Seiten langes internes Dossier über Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance zugespielt worden sein, das im Zuge der parteiinternen Überprüfung Vances angelegt worden sei. Einzelheiten daraus haben die Medien – darunter neben Politico die New York Times und die Washington Post – bisher nicht veröffentlicht.

Das Trump-Team machte "den USA feindlich gesinnte ausländische Akteure" für den Cyberangriff verantwortlich und verwies auf einen Bericht des Microsoft Threat Analysis Center über mögliche Einflussnahme auf die US-Wahlen durch ausländische Kräfte aus China, Russland oder dem Iran.

"In den letzten Monaten haben wir eine erhebliche Einflussnahme iranischer Akteure festgestellt", heiĂźt es in dem Microsoft-Bericht. So habe eine "Mint Sandstorm" (auch Phosphorus, Charming Kitten, APT35, APT42) genannte Gruppe der iranischen Revolutionsgarden im Juni einen Spear-Phishing-Angriff auf "einen hochrangigen Offiziellen eines Wahlkampfteams" durchgefĂĽhrt.

Die gleiche Gruppe habe ebenfalls im Juni vergeblich versucht, sich in ein Konto einzuloggen, der "einem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten gehört", heißt es in dem Bericht weiter. Laut einem Bericht CNNs hat das für Spionageabwehr zuständige FBI das Team von US-Präsident Joe Biden im Juni über das Risiko möglicher iranischer Cyberangriffe unterrichtet. Damals war Biden noch der mutmaßliche Kandidat der Demokraten, inzwischen hat sich der Mann aus der Kampagne zurückgezogen und seine Stellvertreterin Kamala Harris als Kandidatin empfohlen.

Weiter heiĂźt es in dem Microsoft-Bericht, eine andere Gruppe mit Verbindungen zu den Revolutionsgarden (Peach Sandstorm, APT-33) hab sich im Rahmen eines breitgestreuten Passworttests Zugriff auf ein Konto einer Bezirksverwaltung verschafft. Laut "Washington Post" vermutet das FBI zwar iranische Akteure hinter den Cyberangriffen, es sei jedoch nicht klar, ob diese auch die E-Mails an die US-Journalisten gesendet haben.

Trumps Team ist daran gelegen, dass die Beute nicht veröffentlicht wird. "Jedes Medium (...) das Dokumente oder interne Kommunikation veröffentlicht, macht die Arbeit der Feinde Amerikas und exakt, was die möchten", hat ein Sprecher am Wochenende gesagt. In seinem Präsidentschaftswahlkampf 2016 hat der Republikaner Russland öffentlich dazu aufgefordert, seine Konkurrentin Hillary Clinton zu hacken. Trump feierte den Leak interner Clinton-E-Mails und verlas Auszüge öffentlich im Wahlkampf.

(vbr)