Trump in Space

Projektierte Manned Orbital Station der Army (1960). Bild: US Army

US-Präsident kündigt american dominance in space an

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Der große, weiße Vater in Washington, Präsident Donald J. Trump, verkündete gestern die Gründung einer 6. Teilstreitkraft: die Space Force. So strebt der Staatsmann mit dem Twittervogel eine "amerikanische Dominanz im Weltraum" an. Knapp 50 Jahre nach der bemannten Mondlandung wolle man wieder zum radioaktiv verstrahlten Staubklumpen zurück und außerdem auch auf den Mars. Trump wolle sich nicht von den Russen und Chinesen überholen lassen - was nach Wegfall des Space Shuttles allerdings längst der Fall ist.

Nach dem Sputnik-Schock war die Militarisierung des Weltraums in den 1950er Jahren das große Projekt des Army-Chefs General Lyman Louis Lemnitzer gewesen, der mit den Nazi-Raketenbauern auf das richtige Pferd gesetzt hatte (Der General mit dem Knall). Lemnitzer projektierte bemannte Militärraumstationen als himmlische Kommandoleitstände oder Abwurfbasen für nukleare Sprengkörper. Wie vor einem Jahrzehnt bekannt wurde, trainierte das Pentagon heimlich parallel zum Gemini-Program der zivilen US-Raumfahrtbehörde NASA, die sich ihre Piloten von der Air Force auslieh, unter höchster Geheimhaltung auch Militärastronauten.

Auch der Mond selbst wurde als militärische Basis in Betracht gezogen, von welcher etwa ein Zweitschlag hätte gestartet werden können. Sofern eine Mondbasis für einem Angreifer überhaupt erreichbar gewesen wäre, hätte ein Angriff wegen der zeitlichen Verzögerung einen Start atomarer Raketen nicht abwenden können. Auch für die Sowjets hatte die Raumfahrt von Anfang an militärische Bedeutung. Die US-Generäle argwöhnten sogar, die Sowjets könnten Atomwaffen heimlich auf der Mondrückseite testen.

Diese hochfliegenden Pläne endeten mit dem Weltraumvertrag, den Kennedy in seinen letzten Tagen auf den Weg brachte, sowie mit den Fortschritt in der Mikroelektronik, der effiziente Spionagesatelliten ohne fliegendes Personal zuließ. Die enttäuschte Rüstungsindustrie versorgte Kennedy mit dem finanziell gesehen aberwitzigen Auftrag der wissenschaftlich nahezu sinnlosen Mondlandung. Trotz des Weltraumvertrags wappneten sich die Sowjets vor einem Angriff im Orbit, in dem sie in den 1970er Jahren ihre Raumstation Almaz mit einem Weltraumgewehr ausstatteten.

In den 1980er Jahren planten die USA unter Reagan erneut eine militärische Nutzung des Orbits durch das SDI-Progamm. Zur zügigen Realisierung wollte man das Space Shuttle nutzen, das jedoch die ökonomischen Zielvorgaben verfehlte und sich als unsicher erwies. Das russische Sojus-System bewährt sich hingegen seit 1971 als nahezu unfallfrei.

Zuletzt hatte die Familie Bush ein Remake des Apollo-Programms angekündigt, jedoch ohne nennenswerte Resonanz. Den Zusammenhang zwischen Mondlandung und dem US-Präsientschaftswahlkampf beleuchtete der finnische Autorenfilmer Timo Vuorensola mit seiner Trash-Komödie Iron Sky, in der eine Sarah Palin nachempfundene US-Präsidentin um dunkelhäutige Wähler wirbt, indem sie erstmals auch einen nicht-weißen Mann auf den Mond schickt. Während des Apolloprogramms in den 1960er Jahren, als die USA den Mond besser unter Kontrolle hatten als ihren Rassismus, wäre dies undenkbar gewesen. Erstmals 1983 ließen die USA mit Guion Bluford den ersten US-Astronauten mit afrikanischen Wurzeln ins All, drei Jahre, nachdem die Sowjets den schwarzen Kubaner Arnaldo Tamayo Méndez ins All schossen.

Was sich Trump militärisch von einer Landung auf dem Mars verspricht, ist derzeit unklar. Da der gegenwärtig amtierende US-Präsident seine Informationen vorzugsweise aus dem TV bezieht und schon einmal Dokumentationen für aktuelle Nachrichten hält, ist nicht auszuschließen, dass er eine Wiederholung von Tim Burtons Mars Attacks gesehen hat. Da will er natürlich ein besseres Bild abgeben als Jack Nickolson.