Tunesischer Online-Dissident erhält Preis "Freiheit im Internet"

Reporter ohne Grenzen und GlobeNet verleihen erstmals einen Preis für Internet-Nutzer, die sich für das Recht auf freie Information im Netz einsetzen.

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Der tunesische Online-Dissident Zouhair Yahyaoui erhält morgen in Paris den Preis Freiheit im Internet. Er wird erstmalig von der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen und GlobeNet gemeinsam vergeben. Der Betriebswirt Yahyaoui sitzt seit einem Jahr in der Nähe von Tunis im Gefängnis, weil er auf seiner satirischen Webseite das Regime von Ben Ali kritisiert hat. Sie ist seitdem gesperrt.

Mit dem Preis werden Internet-Nutzer geehrt, die sich für das Recht auf freie Information im Netz eingesetzt haben, heißt es in einer Mitteilung. Stellvertretend für Yahyaoui nimmt seine Verlobte Sophie Piekarec den Preis entgegen. Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, begründet die Auszeichnung: "In Tunesien gibt es keine Pressefreiheit, das Internet wird streng kontrolliert. Willkürliche Verhaftungen angeblicher oder tatsächlicher Oppositioneller sind an der Tagesordnung. Yahyaoui hat kein Verbrechen begangen, er hat lediglich den Frust der Jugendlichen über die Verhältnisse zum Ausdruck gebracht. Er hat sich gegen ein Regime zur Wehr gesetzt, das einen der aufwendigsten Überwachungsapparate für das Netz installiert hat."

Nach mehr als einem Jahr Haft unter unmenschlichen Bedingungen und nach drei Hungerstreiks sei Yahyaouis Gesundheit akut bedroht. "Wir fordern erneut seine sofortige und bedingungslose Freilassung", erklärt Ménard weiter. Unterdessen warnt Reporter ohne Grenzen in dem Bericht The Internet under surveillance vor einer weltweit zunehmenden Zensur und Kontrolle im Netz. Der Bericht, der zum zweiten Mal erscheint und ab dem 20. Juni auf der Website der Organisation zu haben ist, geht auf Einschränkungen in den Jahren 2001 bis 2003 in 60 Ländern ein. (anw)