Twitter-Übernahme: Musk soll Deal wegen Weltkriegssorgen abgelehnt haben

Eine Textnachricht von Elon Musk an einen Banker soll nachweisen, dass er von der Twitter-Übernahme wegen des allgemeinen Marktrückgangs aussteigen wollte.

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(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

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Twitters Anwälte haben bei einer Anhörung vor dem Chancery Court in Delaware im Gerichtsverfahren zur zurückgezogenen Übernahme von Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk neue Beweismittel vorgelegt. Demnach soll Musk nicht wie behauptet die Twitter-Übernahme aufgrund fehlerhafter Angaben zu Spam- und Bot-Konten zurückgezogen haben, sondern aus Sorge vor einem Dritten Weltkrieg und einem daraus hervorgehenden allgemeinen Marktrückgang, wie Bloomberg berichtet.

Dem Bericht von Bloomberg nach, habe Musk in einer Textnachricht Morgan Grimes, Tech-Banker bei Morgan Stanley, am 8. Mai dazu aufgefordert, den Geschäftsprozess rund um die Twitter-Übernahme zu entschleunigen. Musk habe zunächst eine Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putins zum Krieg in der Ukraine und dessen potenzielle Ausweitung auf weitere Staaten abwarten wollen. "Lassen Sie uns ein paar Tage abwarten. Die morgige Putin-Rede ist extrem wichtig. Es ergibt keinen Sinn, Twitter zu kaufen, wenn wir auf den Dritten Weltkrieg zusteuern", schrieb Musk nach Angaben von Twitter-Anwalt William Savitt, der die Nachricht als Beweismittel vorlegte.

Damit versucht Twitter die Argumentation Musks zu unterlaufen, dass er den 44 Milliarden US-Dollar schweren Deal wegen angeblich fehlerhafter Angaben zur Anzahl von Spam- und Bot-Konten bei Twitter und entsprechender Täuschung aufgekündigt hat. Musk hatte dazu mit einem eigenen Tool die Zahl bestimmen lassen, was Twitter jedoch als unzulässig einstufte.

Musk spielte außerdem in die Karten, dass der ehemalige Twitter-Sicherheits-Chef Peiter Zatko als Whistleblower "Mudge" der US-Börsenaufsicht SEC, der US-Handelsbehörde FTC und dem US-Justizministerium Informationen über Interna von Twitter zur Sicherheit und Datenschutz des Mikro-Blogging-Dienstes zugespielt hat. "Mudge" offenbarte darin, dass Twitter nur wenig gegen Spam-Accounts und Bots unternehme und veraltete Verfahren einsetze, um solche proaktiv auszusortieren. Die tatsächliche Anzahl der automatisierter Bot- und Spam-Accounts soll demnach deutlich höher liegen.

Für Musk und seine Anwälte ist dies die zentrale Argumentation in dem Gerichtsverfahren, um noch halbwegs schadlos aus dem Deal aussteigen zu können. Mit den Informationen wollten Musks Anwälte die für den 17. Oktober anberaumte Gerichtsverhandlung verschieben lassen. Ob die zuständige Richterin diesem Antrag nach der Anhörung am Dienstag zustimmen wird, ist unklar. Die Entscheidung darüber soll kommende Woche fallen.

Twitter argumentiert dagegen, dass der Rückzug von der Übernahme-Vereinbarung durch Musk nicht wegen der Qualität und Quantität der Twitter-Accounts erfolgte, sondern wegen eines befürchteten allgemeinen Marktrückgangs aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

(olb)