Tysons psychologisches Gutachten im Internet

Prominente sind nicht nur die Gewinner in der Aufmerksamkeitsökonomie, sondern haben zunehmend offenbar auch ein schweres Leben, wenn die von Gerichten betriebene Veröffentlichung des Intimen so weitergeht.

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Von
  • Florian Rötzer

Prominente sind nicht nur die Gewinner in der Aufmerksamkeitsökonomie, sondern haben zunehmend offenbar auch ein schweres Leben, wenn die von Gerichten betriebene Veröffentlichung des Intimen so weitergeht. Nach dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton hat es jetzt den Boxer Mike Tyson erwischt, dessen psychologisches Gutachten im Internet, z.B. von CNN oder in Auszügen von Spiegel Online, veröffentlicht wurde, auch wenn das Medizinerteam dringend darum gebeten hatte, die Privatsphäre des Untersuchten zu schützen.

Um nach seinem Beiß-Angriff auf Evander Holyfield im letzten Jahr, wegen dem ihm seine Lizenz entzogen wurde, wieder zum Kämpfen zugelassen zu werden, mußte der aggressive Boxerstar auf Verlangen der Sportkommission ein Gutachten über seinen mentalen Zustand vorlegen. Fünf Tage lang wurde er von Neuropsychologen, Psychologen, Psychiatern und Neurologen untersucht und dann wieder als "fit" bezeichnet. Er würde sich vermutlich trotz psychischer Probleme an die Regeln halten können und keine Wiederholungstat begehen. Obgleich Tyson versuchte, die Veröffentlichung des ganzen Berichts mit allen einzelnen Gutachten zu verhindern, mußte er sie nach einer gerichtlichen Verfügung freigeben. Am Montag will die Kommission entscheiden, ob er wieder in den Ring treten darf.

Über Prominenz und Veröffentlichung des Intimen in Telepolis: Michael Goldhaber: Die "gerechte Strafe für die Sünden" im Zeitalter der Aufmerksamkeit und Rudolf Maresch: Das Private ist politisch. (fr)