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UN-Organisationen warnen vor Tsunami aus Elektronikschrott

Christiane Schulzki-Haddouti
UN-Organisationen warnen vor Tsunami aus Elektronikschrott

(Bild: dokumol, gemeinfrei)

50 Millionen Tonnen Elektroschrott sollen zukünftig effizienter der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Die Reorganisation bietet auch neue Chancen.

Weltweit entstanden im Jahr 2018 48,5 Millionen Tonnen elektronischen und elektrischen Abfalls, nur 20 Prozent wird wiederaufbereitet. Die Vereinten Nationen warnen eindringlich vor einem "Tsunami aus E-Schrott".

Die Universität der Vereinten Nationen geht davon aus, dass sich die Abfallmenge in den nächsten 30 Jahren verdreifachen wird, wenn der Entwicklung nicht gegengesteuert wird. Darauf weist die jetzt in Davos vorgestellte Studie "A New Circular Vision for Electronics" [1] des Weltwirtschaftsforums und des Weltwirtschaftsrats für Nachhaltige Entwicklung hin.

Die Studie, die von sieben Organisationen der Vereinten Nationen unterstützt wird, stellt fest, dass jährlich Materialien im Wert von 62,5 Milliarden US-Dollar nicht wiederverwertet werden. Dabei enthalte eine Tonne Elektronikschrott 100-mal so viel Gold wie eine Tonne Golderz. Die Studie "verdeutlicht, warum wir jetzt im großen Maßstab handeln müssen", sagt Peter Bakker, Präsident des Weltnachhaltigkeitsrats.

In der E-Waste-Koalition, die vom Weltnachhaltigkeitsrat unterstützt wird, haben sich unter anderem die Internationale Arbeitsorganisation, die Internationale Fernmeldeunion ITU und die Universität der Vereinten Nationen zusammengeschlossen. ITU-Generalsekretär Houlin Zhalo freut sich, dass die bereits 2011 gestarteten Bemühungen für ein neues E-Abfallsystem "nun an Boden gewinnen". Gegenwärtig arbeiteten Millionen von Menschen in der E-Abfallbeseitigung unter gesundheits- und umweltgefährdenden Bedingungen, darunter 600.000 in China. Laut Studie produziert ein Wiederaufbereitungsunternehmen in China mehr Kobalt als das Land in einer Mine im Laufe eines Jahres schürfen würde.

Nun sollen verschiedenen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Gewerkschaften und Verbänden gemeinsam daran arbeiten, das bisherige "System zu verändern". Dominic Waughray vom Weltwirtschaftsforum weist darauf hin, dass "die Kreislaufwirtschaft unglaubliche Vorteile biete", wenn das innovative Potenzial der digitalen Revolution dafür erschlossen werden könne. Techniken wie das "Internet der Dinge" und Cloud Computing wird ein "großes Potenzial" zugeschrieben, das zu einer "Dematerialisierung" sowie einem besseren Produkt-Tracking, Rücknahme- und Wiederaufbereitungssystem führen könne. Die Studie weist außerdem darauf hin, dass für die künftige Produktion die Materialeffizienz, die Recycling-Infrastruktur und die Menge und Qualität des wiederaufbereiteten Materials entscheidend sei.

Die Initiative wird von weltweiten Markenführern, Regierungen und Organisationen bereits unterstützt. Zu den genannten Unternehmen gehört der US-amerikanische Computer-Hersteller Dell, der in den USA den Dienst "PC as a Service" [2] anbietet.

Die nigerianische Regierung kündigte ein 2-Millionen-Dollar-Investment an, um eine sicherere E-Abfall-Recycling-Industrie in Nigeria aufzubauen. In Nigeria fallen jährlich 500.000 Tonnen E-Abfälle an. (bme [3])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4287355

Links in diesem Artikel:
[1] http://www3.weforum.org/docs/WEF_A_New_Circular_Vision_for_Electronics.pdf
[2] http://www.dell.com/en-us/work/learn/pc-as-a-service
[3] mailto:bme@heise.de