"Schockiert und beeindruckt": UN-Generalsekretär fordert globale KI-Regulierung

Etwa zwei Stunden lang hat sich der UN-Sicherheitsrat mit den jüngsten KI-Entwicklungen befasst. Erneut gab es auch dramatische Warnungen von Experten.

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UN-Sicherheitsrat mit per Video zugeschalteten Experten

(Bild: UN Photo/Eskinder Debebe)

Lesezeit: 3 Min.

KI-Unternehmen wie OpenAI können nicht allein dafür sorgen, dass ihre für Missbrauch anfällige und unvorhersehbare Technik sicher ist. Das meint zumindest Jack Clark, der Mitgründer der KI-Firma Anthropic vor dem UN-Sicherheitsrat. Der hat sich am Dienstag erstmals mit dem KI-Hype beschäftigt und auf Anregung Großbritanniens unter anderem Experten gehört. Yi Zeng von der chinesischen Akademie für Wissenschaften stimmte Clark zu und ergänzte, dass Künstlicher Intelligenz "natürlich" nicht zugetraut werden dürfe, Menschen verantwortungsvoll bei Entscheidungen zu helfen. UN-Generalsekretär António Guterres kündigte die Einrichtung eines Beratungsgremiums an, das bis Ende des Jahres Vorschläge für die globale KI-Regulierung erarbeiten soll.

Auch bei der Veranstaltung in New York ließen sich die Experten die besonders dramatischen Warnungen vor KI nicht nehmen. So meinte Clark, KI könne nicht nur unser Verständnis von Biologie verbessern, die Technik könne auch dafür benutzt werden, Biowaffen zu konstruieren. Yi Zeng ergänzte, sowohl kurzfristig als auch langfristig gehe mit der KI-Entwicklung das Risiko einher, dass die Menschheit ausgelöscht werde, einfach "weil wir keinen Weg gefunden haben, uns davor zu schützen, dass KI menschliche Schwächen ausnutzt". Gleichzeitig erkannte alle die Chancen der Technologie an, der Vertreter der Vereinten Arabischen Emirate sprach sich dafür aus, den günstigen Zeitpunkt zu nutzen und globale Leitplanken aufzustellen.

Die Beratung des höchsten Gremiums der Weltpolitik war Anfang des Monats von der britischen UN-Botschafterin anberaumt worden und sie zeigt einmal mehr, für wie wichtig das Thema KI auch in der höchsten Politik gehalten wird. Während KI-Unternehmen die Entwicklung der Technologie gegenwärtig rasant vorantreiben, kommen vor allem auch aus der Branche immer wieder teils dramatische Warnungen vor deren Potenzial. Während bislang vor allem die Risiken hervorgehoben wurden, dass die Technologie Vorurteile verfestige und Arbeitsplätze gefährde, geht es bei diesen Warnungen mehr um die Gefahr der Auslöschung der Menschheit. KI sollte global mit der gleichen Priorität angegangen werden, die mögliche Atomkriege und Pandemien entgegengebracht werden, heißt es dann.

UN-Generalsekretär António Guterres meinte nun, die jüngste KI-Technologie habe ihn, genauso wie alle anderen, "schockiert und beeindruckt". Die Geschwindigkeit und die Tragweite generativer KI in all ihren Formen sei völlig beispiellos. Zwar sei es bereits mit der Einführung der Druckpresse verglichen worden, aber bis gedruckte Bücher in Europa weitverbreitet waren, habe es mehr als 50 Jahre gedauert. ChatGPT habe 100 Millionen Menschen in gerade einmal zwei Monaten erreicht. Es sei klar, dass KI alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen werde, der Sicherheitsrat solle sich des Themas mit Dringlichkeit annehmen: "Denn was wir sehen, ist nur der Anfang."

(mho)