US Air Force vergibt Milliardenauftrag zum Bau erster GPS-III-Satelliten

Ein Konsortium unter Führung des Rüstungskonzerns Lockheed Martin ist von der US-Luftwaffe mit der Entwicklung und dem Bau der ersten acht Satelliten für das neue GPS-III-System betraut worden. Konkurrent Boeing ging leer aus.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Satellitentechnik von der Stange: Der A2100-Satellitenbus von Lockheed Martin

Die für das Satellitennavigationssystem GPS (Global Positioning System) zuständige US-Luftwaffe hat ein Konsortium unter Führung des Rüstungskonzerns Lockheed Martin damit beauftragt, die ersten acht Satelliten der neuen GPS-III-Generation zu entwickeln und zu bauen. Das Auftragsvolumen beläuft sich zunächst auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar (899 Millionen Euro). Geplanter Starttermin für den ersten GPS-III-Satelliten ist das Jahr 2014. Beteiligt an dem Auftrag sind auch der Mischkonzern ITT Corporation sowie der Militärtechnikspezialist General Dynamics.

Lockheed Martin, das bereits für einen Großteil der aktuellen GPS-Satelliten-Generation (GPS IIR/IIR-M) verantwortlich zeichnet, setzte sich gegen Boeing durch, das damit eine weitere Niederlage im Rüstungssektor einstecken musste. Im Februar hatte der US-Flugzeugbauer den Kürzeren gegenüber EADS gezogen, das 179 Tankflugzeuge an die US Air Force liefern wird. Lockheed setzte sich im März mit einem Angebot für den Aufbau eines neuen Kommunikationssystems für das Verteidigungsministeriums durch. Im April schnappte dann Northrop Grumman dem Konzern einen Auftrag zur Entwicklung neuer unbemannter Aufklärungsflugzeuge für die US Navy weg.

Das neue GPS-III-System wird in drei Stufen (8 Satelliten vom Typ IIIA, 8 vom Typ IIIB und 16 vom Typ IIIC) aufgebaut und soll die Navigationsgenauigkeit sowohl für militärische als auch für zivile Anwendungen erhöhen. M-Code-Signale (Militär) werden Unternehmensangaben zufolge besser vor Jamming geschützt. Auch würden die GPS-III-Satelliten, deren Frequenzen teilweise auf das europäische Pendant Galileo abgestimmt werden, deutlich stärker miteinander vernetzt, heißt es bei Lockheed Martin. So soll es künftig möglich sein, von einer einzigen Bodenstation aus sämtliche 32 Satelliten gleichzeitig mit neuen Steuerinformationen zu versorgen.

Basis der GPS-III-Satelliten wird Lockheed Martins sogenannter A2100-Satellitenbus sein, eine standardisierte Plattform mit Steuer- und Stromerzeugungsmodulen, die häufig auch bei Telekommunikationssatelliten zum Einsatz kommt. Die Technik zur Erzeugung der zivilen und militärischen Navigationssignale liefert ITT. General Dynamics steuert das Network Communications Element (NCE) bei, über das die Steuerung des GPS-III-Systems abgewickelt wird. Allein bei Lockheed Martin werden für die Umsetzung des Großauftrags der Air Force 500 neue Mitarbeiter benötigt.

Koordiniert wird das mit insgesamt 4,2 Milliarden US-Dollar veranschlagte GPS-III-Projekt im Übrigen von der Science Applications International Corporation (SAIC), einem Consulting- und Entwicklungsunternehmen aus der Privatwirtschaft. Die Air Force war wegen Verzögerungen und Budgetüberschreitungen bei größeren Entwicklungsprojekten zuvor immer wieder in die Kritik geraten. SAIC ist eigenen Angaben zufolge darauf spezialisiert, "komplexe technische Probleme der nationalen und inneren Sicherheit, im Energie- und Umweltsektor, in der Raumfahrt, der Telekommunikation und in der Logistik zu lösen". (pmz)