US-Betrüger geben sich besonders gerne als Amazon und Apple aus​

Amazon.com weckt so weit gestreut Vertrauen wie sonst kein Markenname. 35 Prozent der bei der US-Behörde FTC gemeldeten Betrugsversuche schützen Amazon vor.​

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Person in Anzug hält breit gefächerte Dollar-Scheine in die Kamera

(Bild: TierneyMJ/Shutterstock.com)

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Betrüger behaupten besonders häufig, für Amazon oder Apple zu arbeiten. Diesen Schluss lässt eine Statistik der US-Handelsaufsicht FTC zu: In den zwölf Monaten von Juli 2020 bis Juni 2021 gingen bei der Behörde 273.000 Meldungen über betrügerische Anmaßungen fremder Unternehmensnamen ein, Tendenz enorm steigend. In 35 Prozent der Fälle hatten sich Betrüger als Amazon ausgegeben.

Damit überholt Amazon die im Jahr davor meistgenannte Einrichtung, die US-Sozialversicherung. Sie kommt "nur noch" auf knapp 30 Prozent. Sie hatte ihrerseits 2018 das Finanzministerium abgelöst. Unter den meist-missbrauchten Firmen kommt Apple auf Platz zwei, ist mit sechs Prozent aber schon weit abgeschlagen. Meldungen über Betrug und Betrugsversuche, bei denen kein fremder Firmenname vorgeschützt wurde, sind in der Statistik nicht enthalten.

Die FTC verrät auch einige besonders häufige Betrugsmethoden: Opfern wird vorgegaukelt, sie hätten eine zu hohe Auszahlung erhalten, die sie nun teilweise rückerstatten müssten. Dabei kommt das Geld auf dem Konto entweder vom Konto eines früheren Opfers, oder sogar von einem eigenen Konto des aktuellen Opfers: Die Täter verschaffen sich Zugriff auf das Online-Banking und verschieben Geld von einem Konto, etwa einem Sparkonto, auf ein anderes Konto, in der Regel das Girokonto. Wer die vermeintliche Überzahlung "zurückschickt", händigt in Wahrheit sein eigenes Geld aus.

Beliebt ist auch die Methode, Opfer unter einem Vorwand zum Kauf von Geschenkgutscheinen zu bewegen. Zur Überprüfung sollen sie ein Foto der "Sicherheitscodes" auf der Rückseite schicken – und schon ist das Geld weg. Unter Umständen kommt sogar noch die Bestätigung einer vermeintlichen Gutschrift auf dem Amazon-Konto, was natürlich ebenfalls eine Finte ist.

Alt aber bewährt ist der Trick, einen attraktiven Gewinn vorzugaukeln. Das Opfer muss dann nur noch seine Kreditkartendaten für die Versandgebühren verraten, und schon gehen die Verbrecher damit einkaufen. Täter, die unter falscher Apple-Fahne segeln, behaupten gerne, jemand sei in das iCloud-Konto des Opfers eingebrochen, oder das Opfer habe – Hurra! – ein Apple-Gerät gewonnen.

US-Betrüger nutzen vorwiegend das Telefon, um ihre Opfer zu kontaktieren: Bei 70 Prozent jener Meldungen, die den Weg der Kontaktaufnahme enthalten, kam ein Anruf, bei weiteren 15 Prozent eine SMS. Nur acht Prozent der Meldungen berichten von einem E-Mail. Hier könnte mitspielen, dass ein Teil solcher E-Mails automatisch herausgefiltert wird.

Allerdings stellen Betrüger auch passive Fallen auf: Manche Opfer haben angegeben, eine Telefonnummer für Kundenbeschwerden beispielsweise bei Amazon im Internet gefunden und unter der Nummer einen ausnehmend "hilfreichen" Mitarbeiter erreicht zu haben; tatsächlich war es ein Betrüger, der eine falsche Nummer im Netz gestreut und dann auf Anrufe gewartet hat.

Die Zahl der bei der FTC (Federal Trade Commission) eingehenden Betrugsmeldungen steigt rasant. Waren es im Juli 2020 noch 1.794 Berichte, sind im Juni 2021 bereits 9.796 Anzeigen eingegangen.

Bei Senioren dürften die Täter besonders viel erbeuten. Laut FTC waren Betrugsberichte von Personen über 60 Jahren viermal so häufig wie Berichte anderer Erwachsener (im Verhältnis zur Altersverteilung in der Gesamtbevölkerung). Nun könnten Senioren vielleicht eher geneigt sein, Anzeige zu erstatten. Allerdings war auch der Medianbetrag des Schadens bei Opfern über 60 Jahren mit 1.500 US-Dollar viel höher. Erwachsene unter 60 haben median 814 Dollar eingebüßt.

(ds)