US-Datenanalyse-Unternehmen Palantir strebt an die Börse
Palantir, Hersteller unter anderem des Datenanalysetools Gotham, will an die Börse. Dabei strebt das Unternehmen offenbar keinen traditionellen IPO-Weg an.
Die US-amerikanische Datenanalyse-Firma Palantir, die unter anderem mit US-Geheimdiensten kooperiert und deutschen Polizeibehörden Datenauswertungs-Software zur Verfügung stellt, strebt einen Börsengang an. Palantir hat dazu nach eigenen Angaben einen Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht.
In den eingereichten Unterlagen fehlen noch einige Details fehlen, darunter die derzeitige Bewertung des Unternehmens, berichtet das Handelsblatt. Die letzte bekannte Bewertung sei bereits fünf Jahre alt und habe 20 Milliarden US-Dollar betragen, umgerechnet etwa 17,7 Milliarden Euro. Eine Geldspritze über 500 Millionen Dollar erhielt Palantir im Juni von der japanischen Versicherungsgesellschaft Sompo. Sompo und Palantir hatten bereits 2019 ein Joint Venture gegründet. Zusätzlich hatte Fujitsu rund 50 Millionen Dollar in Palantir investiert, wie Bloomberg berichtete. Eine neue Bewertung gab es damals nicht. Auch Experten scheinen über den aktuellen Wert uneins zu sein, einige schätzen ihn auf etwa 26 Milliarden Dollar, andere sehen eher einen deutlich niedrigeren Wert als die vor fünf Jahren angesetzten 20 Milliarden Dollar.
Direct Listing statt IPO-Börsengang
Unklar ist, unter welchen Bedingungen der Börsengang stattfinden soll. Offenbar strebt Palantir keinen herkömmlichen Börsengang an, heißt es im Handelsblatt. Vielmehr setze das Unternehmen auf Direct Listing, bei dem das Unternehmen seine Aktien direkt anbietet und nicht wie beim IPO-Börsengang (Initial Public Offering) gleichzeitig eine Kapitalerhöhung anstrebt. Der Aktienpreis bildet sich dann am Markt.
Das Direct Listing, bei dem sich das Unternehmen nicht der lästigen IPO-Prozedur bei der Zulassung unterwerfen muss, hatten schon andere namhafte Firmen angewendet, darunter Uber, Spotify und Slack. Nach Informationen von Insidern könnte der Börsengang bereits im September erfolgen, heißt es vom Handelsblatt.
US-Geheimdienste als Kunden
Die Geheimnistuerei um Palantir kommt nicht ganz von ungefähr. Das 2004 gegründete Unternehmen stellt seine Big-Data-Auswertungstools dem CIA, dem FBI, der NSA, der US Navy, dem Pentagon sowie dem Departement of Homeland Security zur Verfügung – beispielsweise Gotham als "Instrument für operative Analysen" im Zusammenhang mit Terrorismusbekämpfung. Das Unternehmen lässt auch sonst wenig nach außen dringen. Polizeibehörden in Hessen nutzen eine angepasste Version Gothams unter der Bezeichnung "Hessendata", setzen sich damit aber dem Vorwurf einer ungerechtfertigten Rasterfahndung aus. Auch die Polizei Nordrhein-Westfalen will möglicherweise Gotham nutzen. Europol verwendet die Software ebenfalls.
In der Corona-Krise soll Palantir nahezu weltweit seine Datamining-Software Foundry kostenfrei Behörden und Unternehmen angeboten haben. Die Software sollte dabei helfen können, ein besseres Lagebild über COVID-19-Erkrankungen zu erhalten. In Deutschland lehnten das Bundesgesundheitsministerium und die hessische Regierung, die zunächst interessiert war, den Einsatz jedoch ab.
(olb)