US-Forschungsrat gibt Ratschläge für den Jugendschutz im Internet

Die Experten raten den Eltern, ihren Kindern im Umgang mit dem Internet beizustehen; technische Sperren alleine nützten nichts und seien nicht ausgereift.

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In den USA zahlen Netznutzer jährlich rund eine Milliarde US-Dollar für pornografisches Material, das sie auf 100.000 Websites von rund 1000 Anbietern finden, mit denen wiederum 9000 weitere, vor allem kleinere Unternehmen zusammenarbeiten. Der "Onlinemarkt für Erwachsene" ist laut einem aktuellen Forschungsbericht des Nationalen Forschungsrates (NRC) der USA sehr zersplittert und daher kaum zu überschauen. Umso schwieriger für die Jugendschützer jenseits des Atlantiks, Hebel anzusetzen, um die jungen Surfer vor den Schmuddelecken des Internet zu bewahren.

Vereinzelte technische, gesetzliche, ökonomische oder pädagogische Maßnahmen können da nicht fruchten, heißt es in dem Bericht Youth, Pornography, and the Internet, der 1998 vom US-amerikanischen Kongress in Auftrag gegeben wurde. Gefordert sei eher eine Gesamtstrategie in allen Bereichen. Wie diese aussehen könnte, versucht die Studie anhand von Ratschlägen für Eltern, Lehrer, IT-Händler, Provider und Datenschützer aufzuzeigen.

Am wichtigsten erscheint den an der Studie beteiligten Forschern, Ingenieuren und Geistlichen die Auseinandersetzung der Eltern mit ihren Kindern. Sie sollten gemeinsam mit ihrem Nachwuchs das Internet erkunden, es verstehen lernen und unbequemen Fragen nicht ausweichen. Kinder bräuchten klare Anweisungen ihrer Eltern, wo sie sich im weltweiten Netz bewegen dürfen. Der Computer zu Hause sollte so platziert sein, dass es unmöglich ist, alleine den Bildschirm zu betrachten.

Nicht nur an Eltern, auch an öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Bibliotheken appelliert der Forschungsrat, strikte Richtlinien für die Nutzung des Internet zu entwickeln und Kindern die Gelegenheit geben, sich selbstständig im Internet bewegen und dabei zwischen wertvollen und unnützen Informationen unterscheiden zu können. Ebenso wie über die Gefahren im Straßenverkehr sollten Kinder auch über die Stolpersteine im Cyberspace aufgeklärt werden. Dazu gehöre zum Beispiel Wissen darüber, welche Sprache Pädophile im Internet benutzen, um Kinder zu locken. Erst wenn die Jüngsten auf diese Weise aufgeklärt sind, machten technische Maßnahmen wie zum Beispiel Softwarefilter Sinn, zumal es bislang noch keinen lückenlosen Schutz gebe, heißt es in der Studie.

In den USA sei es gelungen, bei den klassischen Medien Jugendlichen den Zugang zu "sexuell explizitem Material" erfolgreich zu verwehren, ohne das verfassungsmäßig garantierte Recht auf Meinungsfreiheit bei den Erwachsenen zu beschränken. Beim Internet sei dies aus technischen Gründen so nicht machbar. Auch wenn Gesetze dafür sorgen sollten, dass es in den USA keine pornografischen Angebote geben dürfe, gebe es immer noch "eindeutige Angebote" auf rund 300.000 Websites aus dem Ausland.

Die Studie wurde finanziert vom US-amerikanischen Justizministerium, von Microsoft, der Kellog Foundation und von IBM. Mitgearbeitet haben unter der Leitung von Richard Thornburgh zum Beispiel Professor Nicholas J. Belkin, Pastor William J. Byron, die Psychologie-Professorin Sandra L. Calvert und Professor David Forsyth. (anw)