US-Hardware für Internetüberwachung in Syrien

Syrische Telekommunikations-Provider verwenden für die Internetüberwachung Hardware des amerikanischen Herstellers Blue Coat. Die Netzaktivisten von Telecomix haben entsprechende Geräte identifiziert.

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Syrien verwendet für die Internetüberwachung und -blockierung weiterhin westliche Techniken, berichtet das Wall Street Journal. Dabei wurden Geräte von der kalifornischen Firma Blue Coat eingesetzt. Es ist nicht das erste Mal, dass amerikanische Hardware in Syrien identifiziert wurde.

Die Netzaktivisten von Telecomix erklärten, dass sie bei ihren Nachforschungen auf 34 Geräte gestoßen seien, die aus den USA stammten. Die Aktivisten waren unter anderem dafür bekannt geworden, dass sie sich während des arabischen Frühlings darum kümmerten, den Menschen in autokratischen Staaten alternative Kommunikationswege zu bieten. Nun hatte Telecomix sich regelmäßig Zugang zur syrischen Kommunikationsinfrastruktur verschafft, wo sie gezielt nach entsprechenden Geräte-Signaturen suchten. Erst kürzlich stießen sie dabei auf Hardware, die sich als "Blue Coat proxy servers" identifizieren ließ. Offenbar wurden diese erst kürzlich installiert, da sie zuvor der Hackergruppe nicht aufgefallen waren.

Bereits im Jahr 2011 hatte Telecomix die Verwendung von Blue-Coat-Geräten zur Internetüberwachung in Syrien nachgewiesen. Daraufhin hatte das US-Handelsministerium seine Ermittlungen aufgenommen. Damals hatte Blue Coat die Existenz von ihren Geräten in Syrien zwar zugegeben, zugleich aber erklärt, dass diese durch Dritte in das Land gelangt seien. Später stellte sich heraus, dass Computerlinks FZCO aus Dubai für den Weiterkauf der Blue-Coat-Server an Syrien verantwortlich gewesen war. Die Firma ist ein Tochterunternehmen der Münchner Computerlinks AG und musste wegen Verstoß gegen das US-Handelsrecht 2,8 Millionen Dollar Strafe zahlen.

Auch im aktuellen Fall weist Blue Coat jede Schuld von sich: Man habe keine Produkte direkt nach Syrien verkauft, wolle aber die Möglichkeit prüfen, dass Geräte in das Land gelangt sind. Blue Coat gibt außerdem an, verschiedene Techniken einzusetzen, um zu verhindern, dass ihre Hardware aus Syrien Updates beziehen kann. Blue Coat gehört zu den fünf Unternehmen, die im März dieses Jahres von der NGO Reporter ohne Grenzen zu "Feinden des Internets" erklärt wurden. (dbe)