US-Heimatschutzbehörde testet Roboter-"Hunde" an der Grenze zu Mexiko

Das Department of Homeland Security erprobt die Unterstützung der Grenzpatrouillen in Texas durch vierbeinige Roboter. Bürgerrechtler sind alarmiert.

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(Bild: Ghost Robotics)

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Die US-Behörde für Heimatschutz (Department of Homeland Security, DHS) testet mittlerweile den Einsatz von vierbeinigen Robotern zur Unterstützung von Grenzpatrouillen an der Grenze der USA zu Mexiko. An dieser Nutzung der grundsätzlich bewaffnungsfähigen "Roboter-Hunde" gibt es teils harsche Kritik von Bürgerrechtsorganisationen, berichtet unter anderen The Guardian.

Die Abteilung für Wissenschaft und Technik beim DHS erklärte kürzlich in einem ausführlichen Blogbeitrag ihr Projekt mit dem vierbeinigen Roboter von Ghost Robotics. Man habe den Roboter in Kooperation mit dem Hersteller speziell für die Bedürfnisse der Grenzschutzbehörde Customs and Border Protection (CBP) angepasst und probiere ihn nun vor Ort am Grenzabschnitt zu Mexiko in El Paso, Texas, aus. Man erprobe unter anderem ihre Leistungsfähigkeit, die Batterielaufzeit und verschiedene Kommunikationswege.

Der Schwerpunkt der Tests liegt laut der Behördenmitteilung auf der Überwachung, bei der die Roboter die Mitarbeiter unterstützen sollen. Ein Roboter werde mit unterschiedlichen Sensoren und Kameras ausgestattet, etwa Wärmebild-, Nachtsicht- oder 360-Grad-Kamera sowie Sensoren zum Erkennen chemischer, biologischer und radioaktiver Substanzen. Das Gerät halte per Funkverbindung stets Kontakt zu einem Operator und könne ferngesteuert werden oder aber quasi-autonom einem per GPS-Punkten vorgegebenen Pfad folgen.

Ein Exemplar des Ghost Robotics Vision 60 im Einsatz (mit zwei Geländefahrzeugen der Grenzpatrouille)

(Bild: Ghost Robotics)

In der Schilderung der Behörde besteht der Nutzen der auch "Unmanned Ground Vehicle" (UGV) genannten Roboter darin, die Grenzpatrouille vor Gefahren zu bewahren. Dazu zählt der Blogbeitrag auf: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit, schwieriges Gelände in der Natur und in bebauten Gebieten (etwa unter und zwischen Güterwaggons auf Gleisanlagen). Ein CBP-Mitarbeiter erläutert, man treffe bei Grenzpatrouillen nicht nur auf die "übliche Kriminalität", sondern zusätzlich "auf Menschenschmuggel, Drogen- und anderen Schmuggel, einschließlich Waffen und Massenvernichtungswaffen". Daher sei die "maschinelle Verstärkung" der Mitarbeiter vor Ort erwünscht.

Das Standardmodell "Vision 60" des Hersteller Ghost Robotics ist ca. 85 cm lang, bis zu 76 cm hoch (ohne weitere Aufbauten), wiegt knapp 40 Kilogramm und kann in der vom DHS genutzten Variante ca. 10 kg an Zubehör tragen. Die Nutzungsdauer mit einer Batterieladung gibt der Hersteller mit 8 bis 10 Stunden gemischten Betriebs und bis zu 21 Stunden Stand-by-Zeit an. Das Modell kommt auch im Sand, im Wasser und auf Felsen vorwärts und kann im Sprint bis zu drei Meter pro Sekunde zurücklegen. Ghost Robotics ist ein Konkurrent des mittlerweile zu Hyundai gehörenden Konzerns Boston Dynamics, das einen sehr ähnlich gebauten vierbeinigen Roboter namens "Spot" anbietet; dieser findet bereits unter anderem bei der Polizei in New York City Verwendung.

Diese neue Situation an der Südgrenze der USA alarmiert die Bürgerrechtsorganisation ACLU, die dort eine "Katastrophe für die Bürgerrechte" entstehen sieht. Das gezielte Aufgreifen von Flüchtlingen bei einem Grenzübertritt erwähnt die Behörde in ihrer Mitteilung zwar nicht, betont aber, dass angesichts des erhöhten Bedarfs in der Gegend das Verstärken der Patrouillen durch Roboter eine "clevere Nutzung von Ressourcen" sei; im Blogbeitrag ist verharmlosend von "helfenden Händen (oder Pfoten)" die Rede. Die Grenzschutzbeamten stehen schon länger in der Kritik wegen der mitunter fragwürdigen Behandlung von Migranten und Asylsuchenden, die nach einem illegalen Grenzübertritt teils in privaten Einrichtungen in Gewahrsam gehalten werden. Diese sind berüchtigt wegen der unmenschlichen Bedingungen und etlichen dokumentierten Fällen brutaler Übergriffe gegen die Insassen.

Darüber hinaus befürchten Kritiker des Robotereinsatzes, dass eine Bewaffnung der Maschinen die Lage noch erheblich verschärfen könnte. In seinem Blogbeitrag geht das DHS zwar nicht auf eine mögliche Bewaffnung des Roboters ein. Der Hersteller hat eine solche bereits im Angebot. Allerdings legen die Schilderungen von gefährlichen Situationen und den Begegnungen mit Kriminellen nahe, dass die Behörde auch ein solches Einsatzszenario nicht ausschließt.

(tiw)