US-Hightech-Industrie fordert Lockerung der Visa-Bestimmungen
Die derzeitigen Regelungen würden viele potenzielle Kunden von Besuchen in den USA abhalten. Auch dauere es zu lange, bis Aufenthaltsgenehmigungen für Fachkräfte insbesondere aus Indien und China erteilt werden.
In die kontrovers geführte Diskussion über eine grundlegende Reform des Einwanderungsrechts der Vereinigten Staaten hat sich nun auch die US-amerikanische IT-Industrie eingebracht. Die Vorsitzenden der zehn größten Branchenverbände im Land – von der American Electronics Association (AeA) über die Business Software Alliance (BSA) bis hin zur Telecommunications Industry Association (TIA) – fordern Präsident George W. Bush auf, dafür Sorge zu tragen, dass Technologie-Unternehmen künftig nicht durch restriktive Gesetze daran gehindert werden, qualifizierte Arbeitskräfte im Ausland anzuheuern.
"Bis Aufenthaltsgenehmigungen für indische oder chinesische Fachkräfte erteilt werden, können fünf oder mehr Jahre vergehen", erläutern die Verbandsvorsitzenden in einem gemeinsamen Schreiben. Profitieren würden davon andere Nationen, die in der Zwischenzeit die besten Arbeitskräfte wegschnappen könnten. Auch würden potenzielle Kunden häufig von Besuchen in den USA abgeschreckt, weil die Einreise mit lästigen und zeitaufwändigen Visums-Prozeduren verbunden sei. Dies schade der Wirtschaft und koste Arbeitsplätze. Die Verbände fordern deshalb Lockerungen bei den Einreisebestimmungen und eine raschere Erteilung von Arbeitserlaubnissen insbesondere für hochqualifizierte Arbeitskräfte.
Wie zerstritten das Land in Sachen Immigrationsrecht ist, zeigt die jüngste politische Auseinandersetzung zur Behandlung von illegalen Einwanderern: Während das Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf verabschiedete, der schärfere Kontrollen an der Grenze zu Mexiko und höhere Strafen für illegale Einwanderer sowie Personen, die ihnen Arbeit geben, vorsieht, billigte der Justizausschuss im Senat einen Entwurf für ein neues Gastarbeiter-Visum, das zumindest 400.000 illegalen Immigranten nun die Möglichkeit gibt, mindestens drei Jahre lang legal in den USA wohnen und arbeiten zu können.
Präsident Bush profiliert sich in dieser Debatte unterdessen als Anti-Hardliner: Amerika sei eine Nation von Immigranten, erklärte Bush unlängst, und illegalen Einwanderern müsse der Schritt in die Legalität ermöglicht werden. Hinter der moralischen Fassade dürfte jedoch auch wirtschaftspolitisches Kalkül gesteckt haben: Schätzung zufolge hat nahezu jeder zwanzigste Erwerbstätige in den USA keine gültige Arbeitserlaubnis. In der Landwirtschaft soll inzwischen jeder vierte Helfer illegal beschäftigt sein. Würden alle Illegalen das Land von heute auf morgen verlassen, bräche wahrscheinlich die Wirtschaft zusammen. (pmz)