US-Kartellwächter interessieren sich für IBMs Verhalten auf dem Großrechner-Markt

Dem IT-Konzern droht nach einer Beschwerde des Verbands Computer and Communications Industry Association in den USA ein Kartellverfahren. Die Kartellwächter wollen wissen, ob IBM auf dem Markt für Großrechner durch unlautere Praktiken Konkurrenten verdrängt hat.

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Die Kartellwächter des US-amerikanischen Justizministeriums haben laut US-Medienberichten eine Untersuchung zur Stellung des IT-Konzerns IBM auf dem Markt für Großrechner eingeleitet. Die New York Times berichtet, dem Ministerium liege eine Beschwerde des Branchenverbands Computer and Communications Industry Association (CCIA) vor, laut der IBM die Konkurrenz behindert und sich geweigert habe, seine Technik an Konkurrenten und potenzielle Partnerunternehmen zu lizenzieren. Nun ersuche das Justizministerium um Informationen zu den Geschäftspraktiken des IT-Konzerns, der laut Medienberichten jährlich rund ein Viertel seines Umsatzes auf diesem Markt macht.

2007 hatte die EU-Wettbewerbsaufsicht das Großrechnergeschäft des US-Unternehmens unter die Lupe genommen, nachdem das Startup-Unternehmen Platform Solutions (PSI) eine ähnliche Beschwerde eingereicht hatte. Die Untersuchung endete allerdings ergebnislos. Im Juli 2008 übernahm IBM den Rivalen PSI. Im Januar reichte der Großrechner-Hersteller T3 Technologies bei der EU-Kommission eine Beschwerde über IBM ein und in den USA eine Zivilklage. Das Gericht in New York hat die Klage vorige Woche abgewiesen, da IBM sehr viel Geld in die moderne Großrechnertechnik investiert habe. Die Entscheidung, die Technik nicht zu lizenzieren, sei kein Vergehen gegen das Wettbewerbsrecht. T3 will dagegen in Berufung gehen, schreibt die New York Times. Das Unternehmen habe nun eine Aufforderung des Justizministerium erhalten, Informationen zu IBMs Marktverhalten herauszugeben. Laut Wall Street Journal liegt auch der CCIA eine solche Aufforderung vor.

Der CCIA gehören Unternehmen wie Microsoft und Oracle an. Der Verband erläutert, das US-Justizministerium habe bereits in den 50er-Jahren IBM einige Auflagen für den Großrechnermarkt auferlegt. Dabei sei es um die Bereitstellung technischer Spezifikationen für den Datenaustausch zwischen IBM-Computern und Geräten anderer Hersteller gegangen. Dadurch hätten sich andere Hersteller halten können. Nachdem aber Hitachi und Fujitsu den Markt in den 90er-Jahren verlassen hätten, sei IBM bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts nahezu allein verblieben, bis PSI den Markt betreten habe. Der Hersteller habe auf Basis der Abmachungen zwischen IBM und dem Justizministerium technische Informationen verlangt, doch diese nicht erhalten. Die Abmachungen zwischen IBM und dem Ministerium sind 2001 ausgelaufen. IBM habe mehrfach abgegebene Versprechen, Patente zu angemessenen Bedingungen zu lizenzieren, nicht in die Tat umgesetzt. (anw)