US-Kartellwächter nehmen Intel ins Visier

Nachdem die EU eine Rekordstrafe gegen den Chip-Produzenten verhängt hat, scheint nun auch die US-amerikanische Federal Trade Commission ein Verfahren wegen wettbewerbswidriger Geschäftspraktiken gegen Intel einleiten zu wollen.

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Nachdem die EU bereits im Mai eine Rekordstrafe in Höhe von 1,06 Milliarden Euro gegen den US-amerikanischen Chip-Produzenten Intel verhängt hatte, will nun offenbar auch die US-Wettbewerbsaufsicht Federal Trade Commission (FTC) die Geschäftspraktiken des Konzerns aufs Korn nehmen. Wie Online-Medien unter Berufung auf anonyme Quellen des Nachrichtendienstes Reuters melden, würden derzeit drei der vier FTC-Kommissare ein Verfahren gegen den Chipgiganten anstreben und in der kommenden Woche eine offizielle Beschwerde einreichen. Die FTC wolle das gesamte Prozessorgeschäft durchleuchten und sich nicht nur auf die Verkaufspraktiken bei CPUs konzentrieren.

Der Schritt der FTC kommt für Experten nicht unerwartet. "Die Bush-Regierung hat Kartellverfahren nicht ernsthaft verfolgt, aber Obama nimmt die Sache sehr ernst," erklärte Analyst Rob Enderle. "Nach dem EU-Urteil war es nur eine Frage der Zeit, bis die FTC den Fall aufgreift." Die Wettbewerbsaufsicht, die bereits seit Mitte 2008 gegen Intel ermittelt, habe aber erst genügend Material sammeln müssen, um ein offizielles Verfahren zu eröffnen. Intel hatte bereits im Juni letztes Jahr zu den Untersuchungen des FTC Stellung bezogen und seine Geschäftspraktiken für gesetzeskonform erklärt.

Intel soll PC-Hersteller in der Vergangenheit dafür bezahlt haben, Verträge mit dem Konkurrenten AMD aufzukündigen oder dessen Chips erst verspätet einzubauen. Die Gewährung von Preisnachlässen soll zudem davon abhängig gemacht worden sein, ob die Geschäftskunden Prozessoren anderer Hersteller einsetzen würden. Im Regelfall verlangt die FTC einen Stop des wettbewerbswidrigen Verhaltens. Nur in besonders schweren Fällen würden Geldstrafen verhängt, erklärte der ehemalige FTC-Chef David Balto.

(hag)