US-Militär bestätigt ersten bekannten Einschlag eines interstellaren Meteoriten

Schon 2014 ist ein Meteorit so schnell auf die Erde gestürzt, dass er nicht aus dem Sonnensystem stammen kann. Erst jetzt konnte das bestätigt werden.

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(Bild: ImageBank4u/Shutterstock.com)

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Drei Jahre nach der Entdeckung hat das US-Militär bestätigt, dass im August 2014 ein interstellares Objekt auf die Erde gestürzt ist. Damit könnte eine besonders ungewöhnliche Forschungsepisode jetzt an Fahrt gewinnen, denn womöglich gibt es auf der Erde sogar Überreste des Meteoriten.

Entdeckt hatte den außergewöhnlichen Einschlag der US-Astrophysiker Amir Siraj in einer Meteoriten-Datenbank der NASA, berichtete er dem US-Magazin Vice. Allein aufgrund der immensen Geschwindigkeit des Objekts von über 200.000 Kilometer pro Stunde, sei der ihm direkt aufgefallen. In einer Analyse hat er den interstellaren Ursprung mit 99,999-prozentiger Sicherheit ermittelt. Nach der Einreichung bei einem Fachmagazin kam ihm aber die Bürokratie in die Quere.

Die Vorabstudie wurde Anfang Juli 2019 auf Arxiv eingestellt und sollte in The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht werden. Das ist aber immer noch nicht geschehen, weil wichtige Daten für die Prüfung nicht verfügbar waren. Einige der Sensoren, mit denen Meteoriten und Feuerbälle automatisch erfasst werden, gehören dem US-Militär und dienen auch zur Suche nach Nukleardetonationen. Um die Fähigkeiten nicht offenzulegen, seien die Daten geheim und eine unabhängige Bestätigung des Funds war nicht möglich, hat er Vice beschrieben. In der Folge habe er mit seinem Professor Avi Loeb eine Odyssee durch die Bürokratie angetreten. Anfang März hat die Space Force dann die Analyse der beiden bestätigt und auf Twitter haben sie jetzt davon erfahren.

Damit kann die Erforschung des außergewöhnlichen Einschlags jetzt an Fahrt aufnehmen. Es wäre überhaupt erst das dritte interstellare Objekt, das im Sonnensystem entdeckt wird, sein Einschlag ist aber Jahre vor den Durchflügen von 2I/Borisov und ʻOumuamua erfolgt. Der interstellare Meteorit war demnach etwa 45 Zentimeter groß und ist am 1. August 2014 über Papua-Neuguinea in die Erdatmosphäre gekracht. Seine immense Geschwindigkeit deute darauf hin, dass er aus dem tiefen Inneren eines anderen Planetensystems stamme oder von einem Stern in der galaktischen Scheibe der Milchstraße. Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit, Überreste zu finden, will Siraj das versuchen. Sollten tatsächlich Fragmente existieren, wäre ihr wissenschaftlicher Wert unermesslich, es wäre das erste Material von außerhalb unseres Sonnensystems, das direkt analysiert werden könnte.

Siraj erklärt Vice noch, dass der Fund des Meteoriten in der Datenbank des Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) der NASA nicht einmal schwierig gewesen sei. Unter den rund 1000 dort verzeichneten Einschlägen sei der direkt herausgesprungen, weil die Geschwindigkeit so groß war, dass ein Ursprung im Sonnensystem unwahrscheinlich war. Vor der Entdeckung des ersten interstellaren Kometen ʻOumuamua 2017 sei aber niemand auf die Idee gekommen, nach Meteoriten zu suchen, die nicht aus dem Sonnensystem stammen. Der Fund deute einmal mehr darauf hin, dass es im Sonnensystem deutlich mehr Objekte interstellarer Herkunft gibt, als bislang angenommen.

Schon 2007 war sogar der mögliche Fund eines extragalaktischen Meteoriten verkündet worden. Das Objekt war mit über einer Million Kilometer pro Stunde in die Atmosphäre gerast und dürfte deshalb von außerhalb der Milchstraße stammen, hatte es damals geheißen. Siraj plädiert jetzt dafür, die Suche nach solchen Objekten zu intensivieren. Ein Netzwerk an Sensoren, das dem des US-Militärs gleicht, könnte die gesamte Erdatmosphäre als Sensor benutzen.

(mho)