US-Militärakademie simuliert "Digital Pearl Harbor"

Um die US-amerikanische Infrastruktur mit einem Angriff aus dem Cyberspace ernsthaft treffen zu können, braucht es anscheinend erheblichen Aufwand.

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"Szenarien wie jene, in denen fünf Hacker von einem Luxusschiff im Mittelmeer aus die US-amerikanische Infrastruktur erledigen können, sind unwahrscheinlich", meint Unternehmensberater Richard Hunter von Gartner laut dem US-Newsdienst CNet. Damit resümiert er die Erkenntnisse, die aus der Simulation "Digital Harbor" geschlossen wurden: Das Kriegsspiel betrieb Gartner Ende Juli drei Tage lang in Zusammenarbeit mit der Militärakademie U.S. Naval War College, um die Verletzlichkeit der Infrastruktur zu testen.

Ein gravierendes Problem sei, dass es für einen Cyberkrieg -- anders als bei realen Kriegen -- kein Frühwarnsystem gebe. Darum seien Telekommunikationsnetz, Internet, Finanzsystem und Energieversorgung umso anfälliger; ein weiterer Unterschied: Es gebe keine landesweite Cyberverteidigung und somit seien die Organisationen oder Unternehmen auf Eigeninitiative angewiesen, um sich vorab zu schützen. Allerdings brauche es rund 200 Millionen US-Dollar, kompetente Fachkräfte und fünf Jahre Vorlaufzeit, um der Infrastruktur ernsthaften Schaden zuzufügen, rechneten die Experten hoch. Die Studie können Gartner-Kunden erwerben, allerdings aus Gründen der "nationalen Sicherheit" der USA nicht in vollem Umfang.

Ziel und Beweggründe für die Simulation von Cyberattacken formuliert Kenneth Watman, für Kriegsspiele zuständiger Direktor am Naval War College: "Die Regierung warnt eindringlich davor, dass es künftig noch mehr terroristische Angriffe auf die USA geben werde. Leider gibt es viele unterschiedliche Wege, um unsere Gesellschaft zu treffen. Dazu gehört auch der Cyberterrorismus." Ziel der Simulation sei es gewesen, zu untersuchen, auf welchen Wegen und in welcher Form Angriffe geschehen könnten und wie am besten auf sie reagiert werden müsse. Nicht nur die Regierung glaubt an Cyberattacken, auch IT-Fachleute in den USA: Jeder zweite von ihnen glaubt laut einer Umfrage, dass im kommenden Jahr ihr Land Ziel großer Cyberattacken sein wird. (anw)