US-Mobilfunkindustrie veröffentlicht Strahlungsdaten (Update)

Die Diskussion um die Auswirkungen des so genannten Elektrosmog schlägt offensichtlich auch in den USA hohe Wellen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Diskussion um die Auswirkungen des so genannten Elektrosmog, die Abstrahlungen moderner Hightech-Geräte und Mobiltelefone, schlägt offensichtlich auch in den USA hohe Wellen. Zumindest sieht sich die Vereinigung der amerikanischen Mobilfunkindustrie, die Cellular Telecommunications Industry Association (CTIA) laut amerikanischen Presseberichten veranlasst, Daten zur elektromagnetischen Umweltverträglichkeit von Handys zu veröffentlichen.

Da die Immission der Geräte selbst noch nichts über die Wirkung auf den menschlichen Organismus aussagt, ist sie nur mittelbar ein Maß für die tatsächliche Exposition. Entscheidend ist, wie der Körper die Einstrahlung absorbiert und die aufgenommene Energie verarbeitet. Diese Vorgänge werden durch die so genannte spezifische Absorptionsrate (SAR) charakterisiert, die aufgenommene Leistung pro Kilogramm Körpermasse.

Hersteller, die ihre Mobiltelefone durch die CTIA zertifizieren lassen wollen, müssen nun ab 1. August Angaben über die SAR machen. Diese sollen dann in den Begleitmaterialien, die der Hersteller seinen Kunden an die Hand gibt, veröffentlicht werden. Zwar werden die meisten Anwender mit diesem Wert nicht viel anfangen können – zumindest sind sie dadurch in der Lage, verschiedene Mobiltelefone miteinander zu vergleichen und zu überprüfen, ob ein Gerät die offiziellen Grenzwerte einhält. Die Internationalen Strahlenschutz-Kommission für Nicht-Ionisierende Strahlen (ICNIRP) empfiehlt beispielsweise einen Grenzwert für die SAR von 0,08 W/kg.

Ob allerdings der SAR-Wert eines einzelnen Mobiltelefons zur Beurteilung der vorhandenen Belastung oder der tatsächlichen Gefährlichkeit von Elektrosmog ausreicht, sei dahingestellt. Die SAR hat beispielsweise wenig Aussagekraft für die konkrete Gefährdung, denn sie hängt direkt von der jeweiligen Sendeleistung des Handys ab – und die schwankt unter anderem mit dem Abstand vom nächsten Sendeturm. Außerdem gibt es in den USA und Europa noch unterschiedliche Verfahren, um die SAR überhaupt zu messen. Zudem: Stein des Anstoßes bei der Diskussion um die elektromagnetische Umweltverträglichkeit ist schließlich auch der flächendeckende Ausbau des Mobilfunks, der zudem aus Wettbewerbsgründen in Mehrfachnetzen mit Sendeanlagen konkurrierender Betreiber erfolgt (siehe dazu auch den Report über die Diskussion und wissenschaftliche Studien zum Elektrosmog in Ausgabe 14/2000 der c't).

Immerhin stellt die Verpflichtung durch die CTIA, SAR-Werte veröffentlichen zu müssen, einen Richtungswechsel für die amerikanische Industrie dar: Bislang betonten die Hersteller lapidar, alle ihre Handys würden die entsprechenden Richtlinien einhalten. In Deutschland sind die Handy-Produzenten bislang nicht dazu verpflichtet, den SAR-Wert ihrer Geräte den Kunden mitzuteilen. (jk)