US-Patentamt startet Einstellungsoffensive

Das US-Patent- und Markenamt wird von Patentanträgen regelrecht überschwemmt; jetzt sollen zunächst 700 Ingenieure als neue Patentprüfer eingestellt werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Uncle Sam wants you – wieder einmal lockt in den USA der Ruf der Regierung. Angesprochen fühlen soll sich diesmal allerdings nicht der gemeine Soldat, vielmehr wird um hochqualifizierte Arbeitskräfte mit Universitätsabschluss gebuhlt, die dem Staat doch bittschön einen Dienst erweisen. Entgegen dem allgemeinen Trend betreibt das US-Patent- und Markenamt (PTO) derzeit nämlich keinen Stellenabbau, sondern die Unterbehörde des US-Handelsministeriums mit Sitz in Washington ist händeringend auf der Suche nach Spezialisten, die helfen, eine regelrechte Flut von Patentanträgen in den Griff zu bekommen. Nach PTO-Angaben machen der Behörde vor allem die zahlreichen Patent-Ideen, die derzeit aus der Telekommunikations- und Elektronik-Branche kommen, zu schaffen.

Gesucht werden daher allein 500 Ingenieure der Elektrotechnik mit Bachelor-Abschluss im Rekrutengepäck, die künftig als so genannte Patentprüfer beurteilen sollen, ob die in den Patentanträgen beschriebenen angeblich revolutionären Erfindungen denn wirklich so neu und schützenswert sind, wie mancher selbst ernannte Daniel Düsentrieb es gerne hätte. Allein für dieses Jahr erwartet das PTO 360.000 neue patentrechtliche Eingaben – Tendenz stark steigend. Insgesamt will das US-Patentamt bis Ende September 2002 mehr als 700 neue Prüfer einstellen, ohne damit das Ende der Fahnenstange aber auch nur gesehen zu haben: Nach Einschätzung von PTO-Chef Nicholas Godici bleibt der hohe Rekrutierungsbedarf auch in den kommmenden Jahren erhalten; Godici geht davon aus, dass künftig jedes Jahr 10–12 Prozent mehr Patentanträge eingereicht werden. Schmackhaft machen will er den Ingenieuren den Einstieg in die Bürokratie mit einem Bruttojahresgehalt von mindestens 110.000 Mark. Hinzu kommen eine einmalige Sonderzahlung bei Vertragsabschluss (12 Prozent des Bruttojahresgehalts) sowie zahlreiche Sozialleistungen.

Vor allem Weiterentwicklungen in den Bereichen Netzwerk-Technologie und Telekommunikation sowie auf dem Gebiet der Bio-Technologie haben nach Meinung von PTO-Direktor James Dwyer dazu geführt, dass seine Behörde jetzt an die Grenze des Machbaren gestoßen ist. "Es gibt einfach zu viele neue Ideen auf zu vielen Themenfeldern", erklärt Dwyer. Auch sei die Beurteilung von Patentideen heute häufig sehr viel komplexer und damit zeitaufwendiger als früher. Beschleunigen wolle man vor allem die Bearbeitung von zeitkritischen Patentanträgen, etwa aus der Halbleiterindustrie, wo der wirtschaftliche Erfolg stark von einer raschen Umsetzung neuer Verfahrenstechniken abhänge. Derzeit liegen zwischen dem Eingang eines Patentantrages und der abschließenden Beurteilung durch das PTO im Schnitt etwa 14 Monate. Nach der Einstellungsoffensive soll die durchschnittliche Bearbeitungszeit auf unter ein Jahr gedrückt werden. (pmz)