US-Präsidentschaft: Biden wird von Wissenschaftlern und Tech-Managern beraten

Über 500 Personen helfen Joe Biden bei der inhaltlichen Vorbereitung auf die Regierungsgeschäfte. Ein kleiner Teil kommt aus der IT-Branche.

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Joe Biden mit Mikrofon, im Hintergund eine US-Fahne

Joe Biden im August 2019

(Bild: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 4 Min.

Die Vorbereitung auf das US-Präsidentenamt ist eine Heidenarbeit. Der neue Präsident muss bereits mit Amtsantritt im Bilde sein und rasch Maßnahmen setzen. Designierte Präsidenten stellen daher Übergabeteams (Transition Teams) zusammen. Joe Biden hat an die 40 Teams, die sich jeweils einem Themengebiet, einem Ministerium oder einer Behörde widmen. Über 500 unbezahlte Experten zerbrechen sich für Biden den Kopf.

Die von Biden veröffentlichte Liste seiner Agency Review Teams enthält auch den jeweils jüngsten Arbeitgeber jedes Experten. Dabei zeigt sich, dass sich Biden insbesondere von Wissenschaftlern beraten lässt, aber auch von Gewerkschaftern, Juristen und Bürgerrechtlern, etwa von der American Civil Liberties Union, Public Knowledge oder Refugees International.

Viele dieser Personen haben unter US-Präsident Barack Obama Erfahrung in den jeweiligen Ministerien oder Behörden gesammelt, manche bereits unter früheren Präsidenten. Doch nur Wenige werden auch unter Biden eine Stelle im öffentlichen Dienst antreten. Vielmehr sollen sie dabei helfen, Reformdefizite aufzuzeigen und geeignete Personen zu finden, die diese Reformen angehen können.

In den Agency Review Teams sind auch einige Personen aus der IT-Branche dabei. So leitet Martha Gimbel Bidens Wirtschaftsbeirat. Beruflich ist sie als Wirtschaftsexpertin der von Ex-Google-CEO Eric Schmidt und seiner Gemahlin gegründeten Wohltätigkeitsorganisation Schmidt Futures tätig. Trisha Miller ist Teil des Review Teams für das Energieministerium. Sie arbeitet bei Bill Gates Wagniskapitalfirma Gates Ventures. Von der wohltätigen Bill & Melinda Gates Stiftung kommt Linda Etim, die zu Entwicklungshilfe Ratschläge geben soll. Sie war unter George W. Bush im Verteidigungsministerium beschäftigt, unter Obama Afrika-Expertin im Nationalen Sicherheitsrat.

Tom Sullivan gehört zum Team für das Außenministerium. Er ist Steuerplaner, derzeit für Amazon.com, früher unter anderem für Microsoft. Von der Alphabet-Tochter Sidewalk Labs komm Will Fields, der sich zu Themen das Finanzministerium betreffend einbringen wird. Zu diesem Review Team zählt auch Nicole Isaac, Juristin bei der Microsoft-Tochter LinkedIn. Sie hat auch eine gemeinnützige Organisation gegründet, die benachteiligten Jugendlichen durch Programmierkurse geholfen hat.

Zum Thema Umweltministerium bringt sich Ann Dunkin ein, CTO bei Dells Sparte für öffentliche Auftraggeber. Austin Lin wiederum war zum Ende der Amtszeit Obamas dessen stellvertretender IT-Chef und arbeitet nun bei der Chan Zuckerberg Initiative. Der Mann ist gleich in zwei Review Teams mit dabei, nämlich zum Executive Office des zukünftigen Präsidenten sowie zum Nationalen Sicherheitsrat.

Michael Hornsby von Salesforce ist in der Gruppe für das Verwaltungsministerium, während sich Ubers Sicherheitschef Matt Olsen zum Bereich Spionage einbringen soll. Olsen war unter Obama drei Jahre lang Chef des Antiterrorismus-Zentrums. Clare Gallagher, bis Juni bei Airbnb tätig, gehörte zu Vizepräsident Joe Bidens Mitarbeitern im Weißen Haus. Nun ist sie im Team zum Nationalen Sicherheitsrat dabei.

Vorschläge rund um die Budgetbehörde sollen unter anderen Brandon Belford und Mark Schwartz ausarbeiten helfen. Belford arbeitet derzeit bei Lyft, früher bei Apple und SunEdison. Mark Schwartz ist bei AWS für Großkunden-Strategien zuständig. Ted Dean von Dropbox ist Teil der Gruppe, die sich mit dem US-Handelsbeauftragten befasst.

Arthur Plews von Stripe bringt sein Wissen im Team für das Ministerium für kleine Unternehmen ein, wo er unter Obama tätig gewesen ist. Andrew Nacin von der Chan Zuckerberg Initiative und früher führender WordPress-Entwickler soll Biden bezüglich des US Digital Service beraten. Diese unter Obama eingerichtete Abteilung des Weißen Hauses berät Bundesbehörden in IT-Fragen mit dem Ziel besserer digitaler Behördenangebote. Nacin war damals Mitglied dieser Abteilung.

Beim Office of Science and Technology Policy ist das Potenzial für Interessenkonflikte wohl besonders hoch – und hier verzichtet Biden auch auf Ratschlag von Mitarbeitern amerikanischer IT-Konzerne. Diesem Team gehören beispielsweise Mitarbeiter der Association of Science and Technology Centers, der American Association for the Advancement of Science und der Nuclear Threat Initiative an.

Der Chef des Office of Science and Technology Policy ist gemeinhin als führender Wissenschaftlicher Berater (Science Advisor) des Präsidenten bekannt. Ebenfalls zu dieser Einrichtung gehört der von Obama geschaffene Chief Technology Officer. Donald Trump hatte beide Stellen während der ersten Hälfte seiner Amtszeit unbesetzt gelassen. Der aktuelle CTO, Michael Kratsios, muss sich seit Juli zusätzlich im Verteidigungsministerium um Forschungsangelegenheiten kümmern.

(ds)