Studie: Russische Twitter-Trolle 2016 ohne Einfluss auf Trump-Wahl

Vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gab es aus Russland Versuche, für ihn Einfluss zu nehmen. Auf Twitter hatte das keine messbaren Folgen.

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(Bild: InFootage.com/Shutterstock.com)

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Die aus Russland gesteuerten Twitter-Kampagnen zur US-Präsidentschaftswahl 2016 haben auf der Plattform nur sehr wenige erreicht, die zudem bereits sehr entschieden im Lager der Republikaner waren. Das hat ein internationales Forschungsteam mehr als sechs Jahre später ermittelt und damit frühere Analysen bestätigt. Die sogenannten russischen Trollfabriken auf Twitter haben demnach wohl keinen Einfluss auf das damals überraschende Wahlergebnis gehabt. Anzunehmen, dass deswegen auch andere Aspekte der versuchten Einflussnahme keine Folge hatten, wäre aber ein Fehler, warnt Co-Autor Gregory Eady von der Universität Kopenhagen.

Für die jetzt vorgestellte Untersuchung wurden Befragungen des Meinungsforschungsunternehmens YouGov ausgewertet, das 2016 knapp 1500 Menschen in den USA dreimal befragt hat. Die repräsentative Gruppe habe damals auch eingewilligt, Informationen zu ihren Twitter-Accounts herauszugeben. Darüber konnte das Forschungsteam ermitteln, dass die russische Einflusskampagne auf dem Kurzmitteilungsdienst keine messbaren Veränderungen bei den Einstellungen, der Polarisierung und dem Wahlverhalten derjenigen zur Folge hatte, die ihr ausgesetzt waren. Die aus Russland gesteuerte Kampagne hatte das Ziel, den Wahlsieg Donald Trumps zu begünstigen – entweder durch Werbung für ihn oder durch Wahlkampf gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton zugunsten Dritter.

Nur ein Prozent der Befragten hätten 70 Prozent der fraglichen Inhalte zu sehen bekommen, erklärt das Team noch. Gleichzeitig hätten jene, die sich als "entschieden" im Lager der Republikaner identifizierten, neun Mal so viele Inhalte der aus Russland gesteuerten Accounts gesehen, wie jene, die sich den Demokraten oder Unabhängigen zugehörig fühlten. Darüber hinaus wurde noch ermittelt, dass die Einflussnahmeversuche aus Russland zwischen Berichten nationaler Medien und Beiträgen aus der US-Politik regelrecht untergegangen sind. Sahen die Befragten im Oktober 2016 etwa vier Einträge russischer Troll-Accounts pro Tag, waren es 106 von US-Medien und 35 von US-Politikern und -Politikerinnen. Hinzu käme ja noch, was die Menschen im Fernsehen und auf Internetseiten gesehen haben. Die ganze Studie ist im Fachmagazin Nature Communications erschienen.

Trotz dieser ziemlich eindeutigen Ergebnisse warnt das Forschungsteam davor, daraus zu folgern, dass andere Teile der Kampagne aus dem Ausland keinen Einfluss hatten. Schon seit Jahren ist bekannt, dass es bei der Einflussnahme der aus Russland gesteuerten Kampagnen hauptsächlich darum ging, wie dadurch bestimmte Themen in dem Wahlkampf gesetzt wurden. So hatten die einen Anteil daran, dass ausufernd über E-Mails von Hillary Clinton berichtet und angedeutet wurde, dass deren Inhalte problematisch sei. Zwar fand sich darin nichts wirklich Inkriminierendes, aber auch wegen Fehlern in Clintons Wahlkampf konnten so bestimmte Inhalte gegen sie gerichtet werden. Auch eine kurz vor der Wahl eingeleitete Untersuchung des FBI kann auf russische Einflussnahme zurückgeführt werden und hatte sicher Auswirkungen auf den Wahlausgang.

(mho)