US-Präsidentschaftswahl: Internet-Memes sind keine Domäne der Linken mehr

Im polarisierten US-Präsidentschaftswahlkampf sind die Insider-Witze aus dem Internet inzwischen keine eher linke Angelegenheit mehr. Die Anhänger von Donald Trump haben Memes für ihre Zwecke übernommen und dabei dezidiert rechte Symbolik geschaffen.

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Internet-Memes rund um die Präsidentschaftswahlen sind in den USA kein neues Phänomen, aber in diesem Jahr kamen sie zum ersten Mal auf beiden Seiten massenwirksam zum Einsatz. Das erklärte Brad Kim von der Meme-Sammelseite "Know Your Meme" der New York Times und verwies darauf, dass die Internet-Insiderwitze 2008 und 2012 vor allem zu Gunsten des Demokraten Barack Obama gewirkt haben.

Mit dem Kandidaten Donald Trump habe sich das geändert und seine Anhänger hätten es sogar geschafft, das erste Meme zu schaffen, dass offiziell von Hillary Clinton angeprangert wurde: Solch eine quasi offizielle Anerkennung sei zuvor noch keinem Meme zuteil geworden.

Kim erinnert daran, dass Memes bei den vergangenen Wahlen zum Albtraum der Republikaner geworden waren. Die Witze hatten sich vor allem gegen Sarah Palin (#AccordingToPalin) und vier Jahre später Mitt Romney gerichtet ("Binders Full of Women").

Diese (zumindest für US-Amerikaner) Linkslastigkeit von Memes und deren Publikum hat sich aber in diesem Wahlkampf geändert und das liegt laut Kim an Trump. Der habe ein bislang unerreicht schlechtes Verhältnis zu den bekannten Nachrichtenmedien und habe viele seiner Äußerungen dank Memes zu den Menschen bringen können. Vorher habe aber auch schon der demokratische Bewerber Bernie Sanders stark von Memes profitieren können.

Zu dem wohl kontroversesten Meme in Verbindung mit der Wahlkampagne von Trump wurde dieses Jahr die Figur "Pepe der Frosch". Die stammt aus dem Comic "Boy's Club" von Matt Furie und war bis zum vergangenen Jahr ein Symbol von "alleinstehenden männlichen Singles" auf 4Chan, wie Kim es ausdrückt.

In der aufgeheizten Stimmung des US-Wahlkampfs sei er dort aber gezielt zu einem Symbol der Neuen Rechten gemacht geworden, wie The Daily Beast nachgezeichnet hatte. Der Ritterschlag sei ein Retweet von Donald Trump gewesen, vor der offizielle Zurückweisung durch Hillary Clinton. Die offizielle Reaktion des Pepe-Erfinders Matt Furie konnte dem nichts entgegensetzen. (mho)