US-Senatoren wollen Rotlicht-Domain zum Schutz der Jugend

Die Schmuddel-TLDs wären wie ein "Eintritt verboten für Kinder"-Aushängeschild, hoffen die Politiker und haben deshalb einen Gesetzesvorschlag eingereicht, der ICANN zur Ausschreibung von Rotlicht-Domains verpflichten könnte.

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Von
  • Monika Ermert

Erst waren alle gegen eine Einführung der .xxx-Domain – jetzt haben zwei US-Senatoren doch einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der ICANN die Einrichtung einer Rotlicht-Domain erlauben soll. Die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) soll dabei angewiesen werden, ICANN zu einer Ausschreibung von Rotlicht-Domains zu veranlassen, und zwar innerhalb von 30 Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes. ICANN erhält dann 60 Tage zur Ausschreibung einer oder mehrerer Erotik-Domains. Danach sollen alle Erotik-Anbieter mit ihren Inhalten in die neuen Adresszonen umziehen.

Der Vorschlag soll aus Sicht der Senatoren vor allem eine Verbesserung im Jugendschutz bringen: Die Schmuddel-TLDs wären wie ein "Eintritt verboten für Kinder"-Aushängeschild, hoffen die Politiker. Bürgerrechtler in den USA warnten aber sofort nach der Veröffentlichung des Vorschlags, dass dadurch keine Verbesserungen für Minderjährige entstünden. Zudem dürfte ein zwangsweiser Umzug vor US-Gerichten einen schweren Stand haben. Druck auf ausländische Erotikanbieter könnte nur über einen strikten Zugriff via ICANN auf alle Registrare erfolgen – nicht eben eine Variante, die sich internationale Regierungen als Regelungsmechanismus im DNS wünschen.

Regierungen vieler Länder waren kurz vor der Vertragsunterzeichnung der ICANN mit der International Foundation for Online Responsibilty (IFFOR) und der ICM Registry bei ICANN gegen die .xxx-Domain Sturm gelaufen, darunter auch die EU-Kommission (PDF-Datei). Sie beklagten, nicht ausreichend gehört worden zu sein, als es um die Rotlicht-Domain ging. Diesen Vorwurf wies die ICANN jedoch zurück.

Die Erotikbranche in den USA empfiehlt angesichts der Aufgeregtheit nun, doch besser eine .kids-Domain für Kinder und Jugendliche einzuführen. Ein virtuelles "Wegsperren" der Kinder sei der bessere Schutz vor den zunehmenden Erotik-Angeboten, die von 14 Millionen im Jahr 1998 auf rund 4000 Millionen im Jahr 2005 zugenommen haben. Dabei wird die eher zögerliche Akzeptanz der .kid-us-Domain allerdings geflissentlich verschwiegen. (Monika Ermert) / (pmz)