US-Soldaten bekommen eine "Net-Nanny"

Die US-Army will ihr Personal vor den Versuchungen durch Internet-Pornos schützen.

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Von
  • Dr. Hans-Peter Schüler

Die US-Army will 200.000 Soldaten vor den Versuchungen durch Internet-Pornos schützen. Eine Filtersoftware gegen "unpassende Inhalte" nach Art des Kinderschutz-Programms Net Nanny soll zu diesem Zweck auf den Regierungsrechnern in über 100 Militärstandorten installiert werden.

Man wolle zwar keine Daten über die sexuellen Aktivitäten der Soldaten im Internet sammeln, versicherte Armeesprecherin Karen Baker, aber wenigstens wollen die Behördern dafür sorgen, dass von Regierungscomputern aus keine Webseiten mit Porno- oder Glücksspielangeboten mehr besucht werden. Baker meinte, Soldaten sähen sich wohl nicht mehr Pornos an als die Angehörigen anderer Gesellschaftsschichten, aber immerhin seien sie ja menschliche Wesen.

Dennoch reagieren die US-Streitkräfte mit dem 1,8 Millionen US-Dollar schweren Auftrag an das Softarehaus Websense auch auf eine mehrjährige Serie sexueller Übergriffe. Nach einem Skandal, als Armee-Ausbilder weibliche Rekruten in Maryland sexuell belästigt hatten, ergab bereits 1997 eine Umfrage, dass die meisten Soldaten solches Verhalten als normalen Bestandteil des Kasernenlebens betrachten.

Wenn die Armee jetzt etwas zur Erziehung ihrer Mitglieder unternimmt, kann das auch daran liegen, dass wahre Fürsorge durch den Geldbeutel geht: Websense preist seine Software nicht nur damit an, dass sie die Produktivität erhöhe, sondern auch damit, dass sie "die Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit der Internet-Nutzung" vermindere. Damit dürften wohl kaum die Telefonkosten der US-Army gemeint sein, sondern eher die Ausgaben für Gerichtsprozesse und außergerichtliche Einigungen in der Folge von Strafanzeigen, wenn Porno-Inhalte an Arbeitsplätzen kursieren.

Siehe auch US-Soldaten werden vor dem Internet geschützt in Telepolis.

(hps)/ (cp)