US-Studie belegt Krebszunahme nach Tschernobyl-Unfall

Eine deutliche Zunahme an Schilddrüsenkrebs nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl durch radioaktives Iod in der Nahrungskette haben Forscher an der New Yorker Columbia University in einer zweijährigen Studie festgestellt.

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Von
  • Niels Boeing

Eine deutliche Zunahme an Schilddrüsenkrebs nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl durch radioaktives Iod in der Nahrungskette haben Forscher an der New Yorker Columbia University in einer zweijährigen Studie festgestellt. Sie untersuchten zwischen 1998 und 2000 über 13.000 Personen, die zum Zeitpunkt des GAUs im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986 unter 18 Jahre alt waren und in der heutigen Ukraine lebten.

Die Zahl der Erkrankungen in der Beobachtungsgruppe liegt vier Mal höher als der statistische Durchschnitt für eine Umgebung ohne zusätzliche radioaktive Belastung: Die Forscher fanden 45 Fälle von Schilddrüsenkrebs statt der zu erwartenden durchschnittlichen 11,2.

"Bei Kindern und Jugendlichen benötigt das Schilddrüsengewebe große Mengen Iod, im wesentlich aus der Nahrung", sagt Geoffrey R. Howe, Epidemiologe und Leiter der Studie. Auf diese Weise hätten junge Menschen, die vom Fallout des Reaktorunglücks betroffen waren, kritische Mengen an radioaktivem Iod akkumuliert, die in späteren Lebensjahren zu Schilddrüsenkrebs führen.

Zuvor hatten es nur wenige Studien gegeben, die den Effekt radioaktiven Iods in der Nahrungskette auf Tschernobyl-Opfer untersucht haben. Die Studie „A Cohort Study of Thyroid Cancer and Other Thyroid Diseases After the Chornobyl Accident: Thyroid Cancer in Ukraine Detected During First Screening“ ist im Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht worden und im Web frei zugänglich. (nbo)