US-Ufo-Chef: Unbekannte interstellare Objekte könnten Alien-Mutterschiff sein

Der Leiter des Pentagon-Forschungsbüros für unidentifizierte Luftphänomene hält es für möglich, dass außerirdische Mutterschiffe nebst Sonden die Erde besuchen.

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Künstlerische Darstellung von ʻOumuamua

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

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Die vom US-Astrophysiker Avi Loeb 2021 aufgestellte These, dass der 2017 entdeckte erste interstellare Komet ʻOumuamua ("Scout") nicht natürlichen Ursprungs war, erhält Unterstützung von offizieller Seite. Auch der Chef des Pentagon-Forschungsbüros für unidentifizierte Luftphänomene, Sean Kirkpatrick, geht mittlerweile davon aus, "dass ein künstliches interstellares Objekt möglicherweise ein Mutterschiff sein könnte, das viele kleine Sonden während seines nahen Vorbeiflugs an der Erde freisetzt". Das sei ein operatives Konstrukt, "das den NASA-Missionen nicht allzu unähnlich ist". Die ausgestoßenen "Pusteblumensamen" könnten etwa durch die Gezeitengravitation der Sonne oder durch eine Manövrierfähigkeit vom Mutterschiff getrennt werden.

Dies schreibt Kirkpatrick in einem Entwurf für einen Aufsatz über physikalische Einschränkungen für Ufos, den er gemeinsam mit Loeb verfasst und am 7. März veröffentlicht hat. Der Militärforscher, der zwischendurch bei der CIA war, leitet das "Büro für die Auflösung von Anomalien in allen Bereichen" des US-Verteidigungsministeriums (All-domain Anomaly Resolution Office – AARO). Öffentlich bekannt wurde das Papier, in dem ein Regierungsvertreter ungewohnt deutlich Stellung zu Ufo-Sichtungen bezieht, durch Berichte im Fachmagazin "Military Times", in Wissenschaftsgazetten und im Online-Portal "Politico". Der Harvard-Professor Loeb, der mit dem Galileo-Projekt nach außerirdischem Leben sucht, versicherte, kein Geld vom Pentagon und keinen Zugang zu vertraulichen Informationen erhalten zu haben.

Zum Anlass für ihre Ausführungen nehmen die beiden Autoren "Übereinstimmungen zwischen einigen Bahnparametern von 'Oumuamua" und einem metergroßen interstellaren Meteor (IM2). Letzterer kollidierte am 9. März 2017, sechs Monate vor der größten Annäherung von 'Oumuamua an den blauen Planeten, mit der Erde. "Überraschenderweise hatte IM2 bei großen Entfernungen eine identische Geschwindigkeit relativ zur Sonne und eine identische heliozentrische Semi-Major-Achse" wie der Komet, erklärt das Duo. "Aber die Neigung der Bahnebene von IM2 um die Sonne war völlig anders als die von 'Oumuamua, was bedeutet, dass die beiden Objekte nicht miteinander verwandt sind." Trotzdem entwickeln die Forscher anhand der Koinzidenzen ihre Sonden-Spekulation. Astronomen könnten den Sprühnebel der Mini-Flugobjekte ihnen zufolge nicht bemerken, "da sie nicht genug Sonnenlicht reflektieren", um von hiesigen Teleskopen bemerkt zu werden.

In dem Entwurf heißt es weiter: "Ausgestattet mit einem großen Verhältnis von Oberfläche zu Masse eines Fallschirms, könnten die technologischen 'Löwenzahnsamen' in der Erdatmosphäre abbremsen, um ein Verglühen zu vermeiden, und dann ihre Ziele verfolgen, wo immer sie landen." Im Nahbereich eines Sterns wäre es solchen außerirdischen Sonden möglich, das Sternenlicht zum Aufladen ihrer Batterien und flüssiges Wasser als Treibstoff zu nutzen. Dies würde erklären, warum sie die bewohnbare Region um Sterne anvisieren, wo auf der Oberfläche von Gesteinsplaneten mit einer Atmosphäre, wie der Erde, flüssiges Wasser existieren könnte. Ein Ziel solcher Missionen dürfte es sein, dass die "Samen" den Bauplan ihrer Absender weitergeben. Wie bei biologischem Saatgut könnten die Rohstoffe auf der Planetenoberfläche auch von ihnen als Nährstoffe für die Selbstreplikation oder einfach zur wissenschaftlichen Erforschung verwendet werden.

Laut einer vorläufigen, 2021 publizierten Bewertung der von den US-Geheimdiensten gesammelten Daten über Ufos zeigte eine kleine Zahl gesichteter Objekte angeblich eine Beschleunigung oder andere Fähigkeiten, die im Kontext bekannter Technologien nicht leicht zu erklären waren. Loeb und Kirkpatrick argumentieren hier, dass Berechnungen, die zu Gegenständen führen, die den Trans- und Überschallbereich überschreiten, anhand der bekannten physikalischen Phänomene wie der Ionisierung überprüft werden sollten. Demnach weisen Objekte, die sich mit solchen Geschwindigkeiten durch die Erdatmosphäre bewegen, eine gewisse Leuchtkraft auf. Auch die bekannte Physik der Temperatur, des Schalls, der Radarreflexion und anderer Phänomene sollte berücksichtigt werden. Alejandro Rojas von der Wissenschaftskoalition für Ufo-Studien gab zu bedenken, dass das Pentagon einige Ideen zu unterstützen scheine, die bisher als unbegründet angesehen würden.

(tiw)