US-Universitäten sollen beim Kampf gegen Kopier-Piraten mithelfen

In einem Brief an die Universitäten bitten die Musik- und Filmindustrie der USA um sofortige Maßnahmen gegen das Kopieren und Tauschen urheberrechtlich geschützten Materials.

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US-amerikanische Universitäten bekommen derzeit Post von Verbänden der Unterhaltungsindustrie. Darin heißt es: "Wir wenden uns an sie als Vertreter der Gemeinschaft der Kreativen in den USA in der dringenden Angelegenheit der Urheberrechtsverletzungen durch einige Studenten." Die Computernetzwerke an den Akademien, die eigentlich der Bildung dienen sollen, würden zunehmend für den Diebstahl und die Verbreitung Copyright-geschützter kreativer Werke missbraucht. Es müssten kontinuierliche Maßnahmen ergriffen werden, appellieren unter anderem Hilary Rosen, CEO der Recording Industry Association of America (RIAA), und Jack Valenti, CEO der Motion Picture Association of America (MPAA).

Die Unterhaltungsindustrie weicht damit von ihrem im Februar eingeschlagenen Kurs ab. Seinerzeit hatte sich die MPAA auch an Universitäten gewendet, um IP-Adressen zu bekommen, unter denen von DVDs gerippte Filme angeboten worden sein sollen. Auch die Uni Münster war angeschrieben worden, um einen User zu sperren, der über das Universitätsnetz gegen das Urheberrecht verstoßen haben soll.

Nun heißt es in dem Schreiben, Diebstahl sei zwar ein raues, aber ein treffendes Wort für die Rechtsverletzungen oder, wie es der Deputy Assistant Attorney General John Malcolm ausgedrückt haben soll: "Stehlen ist Stehlen ist Stehlen, egal ob jemand einem anderen in die Tasche langt oder mit der Maus klickt." Mancher Experte denkt denn auch schon in größeren moralischen Dimensionen und sorgt sich um die ethische Integrität der Studenten, wie zum Beispiel Sheldon E. Steinbach, Chefsyndikus des American Council on Education. Universitäten seien zwar hauptsächlich für die Ausbildung des Geistes zuständig, doch die Vermittlung von Moral, persönlicher Verantwortung und des Respektes vor den Gesetzen seien wesentliche Bestandteile. Einige Universitäten wie die von North Carolina, Michigan und die Drake University hätten schon erste Maßnahmen ergriffen und könnten den anderen Bildungsinstituten als Vorbild dienen.

Das technische Ausmaß des Problems wird in dem Brief anhand des Beispiels einer nicht genannten Universität erläutert. P2P-Aktivitäten nähmen dort laut einem Artikel in dem Magazin Chronicle of Higher Education 75 Prozent der Bandbreite der Verbindung zum Internet ein. Das bedeute auch, dass der größte Teil der Bandbreite von Außeruniversitären genutzt werde. Deshalb setzten einige Universitäten, aber auch Behörden bis hin zum US-Senat Tools ein, um Bandbreiten zu begrenzen und den "Börsenhandel" mit Musik- und anderen urheberrechtlich geschützten Dateien zu unterbinden. Nicht zuletzt aber bedeuteten KaZaa und Konsorten zum Beispiel durch die Gefahren der Einschleusung von Trojanern, Viren und Würmern eine Sicherheitsgefahr.

Die Universitäten werden gebeten, die Studenten über ihre Verantwortung zu informieren, über legale und illegale Aktivitäten an ihren Instituten aufzuklären und diese zu überwachen und eventuell Rechtsmittel anzuwenden. Mindestens sechs Universitäten sind dem Anliegen der Unterhaltungsindustrie nicht abgeneigt und haben einen eigenen Brief verfasst, um den Kollegen die Tragweite der Problematik noch einmal ans Herz zu legen.

Diese Forderung stellte nun auch wieder einmal Cary Sherman, RIAA-Präsident, und zwar bei einer Anhörung der California State Assembly zum Thema Verbreitung digitaler Musik und Piraterie. Demnach würden monatlich 2,6 Milliarden illegale Dateien getauscht. Die KaZaa-Software sei 130 Millionen Mal heruntergeladen worden und zu einem beliebigen Zeitpunkt seien dort 3 Millionen Mitglieder versammelt, die 500 Millionen Dateien anbieten würden. (anw)