US-Wahlmaschinen sollen im Internet versteigert werden

Der für den US-Wahlbezirk Palm Beach zuständige Bezirkskommissar hat vorgeschlagen, die umstrittenen Wahlmaschinen im Internet als historische Souvenirs zu versteigern.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Der für den US-Wahlbezirk Palm Beach in Florida zuständige Bezirkskommissar Burt Aaronson hat vorgeschlagen, die umstrittenen Wahlmaschinen, die bei der US-Präsidentenwahl benutzt wurden, im Internet als historische Souvenirs zu versteigen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagetur Reuters will Aaronson die etwa 5000 Maschinen für 2000 bis 4000 US-Dollar anbieten. Ersatzweise könnte man eine Maschine auch an ein Museum verkaufen.

Mit dem erhofften Erlös von über 20 Millionen US-Dollar sollen dann moderne Maschinen gekauft werden. "Was wir hier in Palm Beach haben, ist ein Stück Geschichte", sagte Aaronson. "Dies ist ein Stück amerikanischer Geschichte, das sich hoffentlich niemals, niemals wiederholen wird."

Die Computer Professionals for Social Responsibility (CPSR) stellen den maschinenlesbaren Wahlzetteln ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: Die Vote-O-Matic-Wahlmaschine, die unter anderem in 15 Wahlbezirken von Florida verwendet wird, habe nur eine "begrenzte Genauigkeit", denn ihr Konstruktionsprinzip weise fundamentale Schwächen auf. Die Maschine benutzt Lochkarten im klassischen Format drei mal sieben Zoll als "maschinenlesbare" Stimmzettel. Betätigt der Wähler einen Hebel, stanzt die Maschine an der gewünschten Stelle ein Loch in den Stimmzettel – von möglicherweise verwirrenden Stimmzetteln einmal abgesehen. Eine einfache Lichtschranke im zugehörigen Lochkartenleser detektiert die gestanzte Stimme. Bei der Präsidentenwahl von 1996 haben nach Angaben der "Federal Election Commission" 37,3 Prozent aller Wähler so ihre Stimme abgegeben.

Im Unterschied zu klassischen Lochkarten sind die "Punchcards" für die US-Wahlen allerdings vorgestanzt. Die Kärtchen, die die Löcher verdecken, hängen nur noch an den Ecken fest. In Einzelfällen kann es dazu kommen, dass die Löcher nun nicht völlig ausgestanzt werden, sondern nur teilweise. Je nachdem, wie die Karte dann im Maschinenleser zu liegen kommt, kann das Loch offen oder verdeckt sein.

Besonders anfällig, so die Experten der CPSR, reagiert das System auf einen plötzlichen Wechsel der Luftfeuchtigkeit. Wenn man die Stimmkarten aus einem klimatisierten Raum in ein unklimatisiertes Wahllokal bringt, könne das "unvorhersehbare Resultate" zeigen. Obwohl die Wahlmaschinen sorgfältig konstruiert sind, können auch zwei Wahlzettel auf einmal eingezogen werden. Rebecca Mercury, die am Bryn Mawr College in Pennsylvania lehrt und sich seit über zehn Jahren mit elektronischen Wahlsystemen befasst, schätzt die Fehlerquote dieser Maschinen auf zwei bis fünf Prozent.

Erst kürzlich hatten die Präsidenten von MIT und Caltech ein Forschungsprogramm zur Entwicklung verlässlicher Wahlsysteme angekündigt. (wst)