USA: Strafverfolger greifen auf App-Daten zu

Viele Apps erheben den genauen Standort ihrer Nutzers. US-Polizeibehörden greifen offenbar auf solche Daten routinemäßig zu.

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USA: Strafverfolger greifen auf App-Daten zu

(Bild: Gorodenkoff / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Der US Secret Service hat sich offenbar bei einem Daten-Broker den Zugang zu verdeckt erhobenen Bewegungsdaten von Smartphone-Nutzern erkauft. Das US-Magazin Vice konnte einen entsprechenden Vertrag zwischen der Behörde und dem Anbieter Babel Street einsehen.

Solche Verträge ermöglichen den Behörden, auch dann Daten anzufordern, wenn ihnen keine richterlichen Anweisungen vorliegen, die Provider und andere Firmen zur Übergabe der Daten an die Behörden verpflichten. Laut dem Bericht hat der Secret Service knapp zwei Millionen Dollar für den Datenzugang bei der Firma bezahlt.

Babel Street bietet eine Reihe von Produkten an, mit denen beispielsweise Soziale Medien ausgewertet werden können. Auf der eigenen Website wird allerdings nicht das Produkt "Locate X" erwähnt, das bereits im März durch das Online-Magazin Protocol offengelegt wurde. Mit Hilfe der "proprietären Data-Sets" soll es möglich sein, festzustellen, welche Mobiltelefone zum Beispiel eine Woche vor einer Straftat an einem bestimmten Ort lokalisiert worden und ob sich ein Nutzer zuvor in einem anderen Land aufgehalten hat.

Die Daten stammen offenbar von einer Vielzahl von Apps, die Daten verdeckt abspeichern und an die Firma übermitteln. Noch ist dabei unklar, um welche Apps es konkret geht. Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, dass App-Entwickler eine ganze Reihe von Daten-Erfassungstools in ihre Apps integrieren, um zum Beispiel personalisierte Werbung auszuspielen. Es gibt auch einen schwungvollen Handel mit solchen Daten.

Die geheimen Datenzulieferungen gehören offenbar mittlerweile zum festen Inventar der amerikanischen Ermittlungsbehörden. So berichtete das Wall Street Journal, dass sich die Einwanderungsbehörde ICE bei dem Daten-Broker Venntel bediente. Auch die Steuerbehörde IRS gehörte zu dessen Kunden.

Was genau erfasst wird und wie die Behörden diese Daten nutzen, ist dabei unklar. Die Erkenntnisse beruhen im wesentlichen auf den Aussagen weniger Insider und einiger Verträge, die über den Freedom of Information Act eingesehen werden konnten. Der tatsächliche Umfang der Datenerfassung und die Ermittlungspraxis der Behörden bleiben bislang im Verborgenen, da sowohl Zulieferer als auch Behörden zum größten Teil schweigen. Der demokratische Senator Ron Wyden will deshalb eine parlamentarische Untersuchung durchsetzen und ein gesetzliches Verbot für diese Praxis initiieren.

Auch die Hersteller von Smartphones sehen diese unkontrollierbare Datensammlung mittlerweile kritisch. So hat etwa Google den Zugang zu Geodaten der Nutzer eingeschränkt. Apple geht mit iOS 14 einen Schritt weiter und verlangt eine explizite Einwilligung der Nutzer, damit Apps Zugriff auf die Werbe-ID des Geräts bekommen. Mit dieser Kennung können die Datenprofile unterschiedlicher Apps kombiniert und zu einem einheitlichen Datenprofil zusammengeführt werden, die die Enttarnung von Pseudonymen einfach gestalten – insbesondere, wenn man sie mit staatlichen Daten kombiniert.

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(jk)