USA starten Ausgabe von RFID-Reisepässen

Ähnlich wie in Europa wird als biometrisches Merkmal zunächst ein digitales Lichtbild der Passinhaber gespeichert. Der US-Sicherheitsexperte Bruce Schneier warnt unterdessen erneut vor Risiken beim Einsatz von RFID-Techniken in Personaldokumenten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 130 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

In den USA beginnen die Behörden mit der Ausgabe von elektronischen Reisepässen, die RFID-Chips zur Speicherung von biometrischen Merkmalen der Passinhaber enthalten. Zunächst stellt die Colorado Passport Agency in Denver die neuen ePässe aus, bis Mitte 2007 sollen dann alle 17 Passstellen der USA folgen. Einen Beta-Test biometrisch abgesicherter ePässe hatte das Department of Homeland Security (DHS) eigenen Angaben zufolge bereits im Frühjahr erfolgreich abgeschlossen.

Die Chip-Technik für die elektronischen US-Pässe liefern Infineon und der niederländische Gemalto-Konzern, der Ende vergangenen Jahres aus der Fusion der Unternehmen Axalto und Gemplus hervorgegangen war. In einem ersten Schritt wird auf den Chips als biometrisches Merkmal ähnlich wie in Europa zunächst nur ein digitales Lichtbild abgelegt. Der freie Speicherplatz soll später für die Aufnahme weiterer individueller Merkmale wie Fingerabdrücke oder Iris-Muster genutzt werden. Die Entscheidung darüber, welches zusätzliche Merkmal gespeichert wird, ist aber noch offen.

Der US-Sicherheitsexperte Bruce Schneier warnte unterdessen erneut vor Risiken beim Einsatz von RFID-Techniken in Personaldokumenten – bis hin zum "Clonen" von Ausweisdokumenten. "Bei dem aktuellen Tempo der technischen Entwicklung und einer zehnjährigen Gültigkeit der ePässe wird es zwangsläufig dazu kommen, dass Geräte zur Verfügung stehen, mit denen Unberechtigte auch über größere Entfernungen auf die Daten der RFID-Chips zugreifen können", erklärte Schneier gegenüber US-Medien. Er sehe deshalb keine Vorteile in der Verwendung von kontaktlosen Chips in Pässen. "Wenn es aber keinen vernünftigen Grund für RFID in Personaldokumenten gibt, warum wird das dann so stark forciert?", fragt sich der Sicherheitsexperte.

Eine Antwort könnte unter anderem die privatwirtschaftlich geführte deutsche Bundesdruckerei liefern, die auf ihren Internet-Seiten bereits mit einem Big-Brother-Szenario wirbt: Das Unternehmen will ab 2010 die Grenzen der Industriestaaten mit automatischen Erkennungssystemen ausrüsten, die "Personen quasi im Vorbeigehen identifizieren" können. Grundlage sollen von den Bürgern mitgeführte Identitätskarten mit Funk-Chips bilden, die dann in der Lage sind, auch dreidimensionale biometrische Merkmale zu speichern.

Doch damit ist nach den Vorstellungen der Identitäts-Manager das Ende der Fahnenstange auch noch nicht erreicht: Nur weitere zehn Jahre soll es dauern, bis sowohl im staatlichen als auch im privaten Umfeld vollautomatische Systeme zum Einsatz kommen, die es erlauben, Personen eindeutig zu erkennen, ohne dass diese überhaupt noch einen Ausweis bei sich tragen. Bei der Bundesdruckerei müssen also schon konkrete Pläne in der Schublade liegen, den Aufbau von nationalen und internationalen Datenbanken mit biometrischen Bürger-Informationen massiv zu forcieren – denn wie sollte eine Maschine einen Menschen im 1:n-Vergleich identifizieren, wenn nicht über gespeicherte Referenzdaten?

Zur Einführung des ePasses und den Auseinandersetzungen um Ausweise mit digitalisierten biometrischen Merkmalen siehe den Online-Artikel in c't – Hintergrund (mit Linkliste zu den wichtigsten Artikeln aus der Berichterstattung auf heise online sowie in c't, Technology Review und Telepolis): (pmz)