USA und Estland wollen gemeinsam gegen Cyber-Attacken vorgehen

Der estnische Präsident hat die Einrichtung eines speziellen Büros der NATO in Estland vorgeschlagen. Die Internet-Angriffe machten alle Länder einschließlich der Vereinigten Staaten sehr verletzbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Die USA und Estland wollen sich zusammenschließen, um gezielte Angriffe auf Internet-Seiten und Rechnersysteme ihrer Länder abzuwehren. Der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves habe dazu die Einrichtung eines speziellen Büros der NATO in Estland vorgeschlagen, sagte US-Präsident George W. Bush laut dpa nach einem Gespräch mit Ilves. Diese Internet-Angriffe machten alle Länder einschließlich der Vereinigten Staaten sehr verletzbar.

Die USA hatten bereits vor Kurzem die Einrichtung eines "Cyber Command" beschlossen, das den Cyberspace kontrollieren und die amerikanische Überlegenheit sichern soll. Auch hatte US-Verteidigungsminister Robert Gates unter Verweis auf Cyber-Attacken gegen Server in Estland bei einem NATO-Ministertreffen in Brüssel seine Amtskollegen Mitte des Monats gedrängt, Pläne für eine Reaktion auf Angriffe aus dem Cyberspace zu entwickeln. Nach der Verlegung eines russischen Kriegerdenkmals aus der Hauptstadt Tallin Ende April waren Server der estnischen Regierung und von Banken, Zeitungen und anderen Unternehmen Ziel von DDoS-Angriffen geworden. Die estnische Regierung hatte von Cyber-Terrorismus gesprochen, anfangs behauptet, dass sie den Ursprung der Angriffe bis auf Rechner des Kreml hätte zurückführen können, und die russische Regierung als Drahtzieher beschuldigt. Nach und nach stellte sich aber heraus, dass die Angriffe von weltweiten Bot-Netzen ausgegangen waren.

Ilves ging nun nach dem Treffen mit Bush nicht weiter darauf ein, wer die Internet-Angriffe auf sein Land gestartet hatte, berichtet dpa. Er wies aber auf die Gefahren für moderne Informationsgesellschaften im so genannten Cyberwar hin. In Estland würden beispielsweise 97 Prozent aller Banküberweisungen über das Internet abgewickelt. Deshalb könnten Angriffe schweren Schaden anrichten. Nachdem auch die USA, Israel und Dänemark im Internet unter Beschuss geraten seien, müsse man dem Internet-Krieg mehr Aufmerksamkeit als zuvor widmen.

Ilves bat Bush außerdem um Unterstützung, damit künftig auch estnische Bürger Visa-Erleichterungen bei der Einreise in die USA erhalten. Estland sei ein enger Verbündeter im Irak und in Afghanistan, und die Bürger seines Landes verstünden nicht, warum die besten Verbündeten der USA die größten Schwierigkeiten hätten, in den USA Urlaub zu machen, sagte Ilves. Bush versprach, sich im Kongress für eine Modernisierung der Visa-Bestimmungen einzusetzen. (jk)