USA will Exportverbot für Krypto-Software lockern

Die US-Regierung scheint jetzt endlich dem Druck der Industrie nachzugeben und das Exportverbot für harte Verschlüsselungsverfahren zu lockern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Axel Kossel

Die US-Regierung scheint jetzt endlich dem Druck der Industrie nachzugeben und das Exportverbot für harte Verschlüsselungsverfahren zu lockern. Das Weiße Haus ließ verlauten, daß US-Firmen künftig entsprechende Produkte auch ins Ausland verkaufen dürften. Allerdings müßten sie garantieren, für ihr System an sicherer Stelle (etwa einer Bank oder Versicherung) einen Schlüssel zu hinterlegen, mit dem sich verschlüsselte Daten jederzeit zurückgewinnen lassen.

Bereits 1993 hatte die Clinton-Regierung mit dem Clipper-Chip einen ähnlichen Vorschlag gemacht, der ebenfalls eine Hintertür für die sichere Verschlüsselung vorsah, jedoch am Protest der Industrie und von Fachleuten gescheitert war. Auch mit dem jüngsten Vorschlag sehen sich die meisten Firmen weiterhin um ihre Marktschancen im Ausland geprellt, und Experten wie der PGP-Erfinder Phil Zimmermann sparen nicht mit Kritik.

Erster Nutznießer von Clintons neuer Haltung ist Netscape. Auf deren WWW-Server (http://www.netscape.com) ist nun auch Software verfügbar, die den RSA-Algorithmus mit 128 Bit langen Schlüsseln verwendet. Diese durfte bislang nur per Post an US-Kunden verschickt werden, während über das Internet lediglich Versionen mit 40-Bit-Schlüsseln verfügbar waren (die in der Vergangenheit bereits mehrfach geknackt wurden). Alle Anfragen nach sicherer Software werden zwar mitprotokolliert und solche aus dem Ausland immer noch abgelehnt. Netscape gibt jedoch zu, daß sich die Herkunft einer Anfrage in vielen Fällen nicht eindeutig klären läßt. Dennoch habe die US-Regierung dem Verfahren zugestimmt. (ad)