Ubisoft wendet sich in tiefer Krise wieder Steam zu

Die Lage von Ubisoft wird nach schwachen Verkaufszahlen von "Outlaws" immer ernster: Die RĂĽckkehr zu Steam soll helfen, schreibt CEO Yves Guillemot.

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Screenshot aus "Assassin's Creed Shadows"

(Bild: Ubisoft)

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Ubisoft rutscht immer tiefer in eine Unternehmenskrise: Nach schwachen Verkaufszahlen des Open-World-Spiels "Star Wars Outlaws" hat sich die französische Spielefirma dazu entschieden, das kommende "Assassin's Creed Shadows" vom 12. November 2024 auf den 14. Februar 2025 zu verschieben. Unter wirtschaftlichem Druck will Ubisoft nun zu Steam zurückkehren.

Das kündigte CEO Yves Guillemot in einem internen Schreiben an, das das Magazin Insider Gaming veröffentlicht hat. Lange hatte Ubisoft seinen eigenen Launcher und Exklusiv-Abkommen mit dem Epic Games Store bevorzugt. Zuletzt kamen viele Ubisoft-Spiele aber zumindest verzögert wieder zu Steam. Ab "Assassin's Creed Shadows" will Ubisoft seine Spiele wieder an Tag 1 auf Steam veröffentlichen.

Zwischenzeitlich hatte Ubisoft Steam sogar komplett den Rücken gekehrt. 2019 hatte der französische Publisher damit begonnen, seine Spiele von Steam zu entfernen. 2022 folgte eine kleine Kehrtwende, als Titel wie "Assassin's Creed Valhalla", "Far Cry 6", "Riders Republic", "Rainbow Six: Extraction" und "Monopoly Madness" zumindest nachträglich auf Steam veröffentlicht wurden.

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Steam hat als größte PC-Plattform zwar die meisten Nutzer, verlangt aber vergleichsweise hohe Provisionen von bis zu 30 Prozent – eine Summe, die ein Ubisoft-Manager einst als "unrealistisch" bezeichnete. Im Epic Games Store muss Ubisoft dagegen nur 12 Prozent der mit seinen Spielen generierten Umsätze abtreten, auf der eigenen Plattform Ubisoft Connect behält Ubisoft die kompletten Umsätze. Offenbar rechnet es sich für Ubisoft aber nicht, auf das große Steam-Publikum zu verzichten.

Guillemots internes Schreiben nennt noch weitere Strategieschrauben, an denen jetzt gedreht werden könnte: Künftige Ubisoft-Spiele sollen wieder für alle Spieler zum gleichen Zeitpunkt verfügbar gemacht werden. Bei einigen vorherigen Spielern konnten Vorbesteller von Premium-Editionen teilweise früheren Zugang erhalten, was in der Community für Unmut sorgen konnte. In "Outlaws" gab es für Vorbesteller sogar eine Exklusivmission, was bei der Spielerschaft besonders schlecht ankam. Wer "Assassin's Creed Shadows" vorbestellt, soll stattdessen die erste Erweiterung gratis bekommen, schreibt Guillemot.

Besänftigen will Guillemot die Community offenbar auch bei vermeintlich politischen Statements: "Wir sind ein Unterhaltungsunternehmen. Als solches ist es nicht unser Ziel, eine bestimmte Agenda zu unterstützen", schreibt Guillemot. Damit spielt Ubisofts CEO offenbar auf Kritik an der schwarzen Spielfigur von "AC Shadows" an: Yasuke, eine der beiden spielbaren Figuren in "Shadows", ist ein historisch belegter Samurai mit afrikanischen Wurzeln.

Screenshots aus "Assassin's Creed Shadows" (5 Bilder)

(Bild: Ubisoft)

Auf der Management-Ebene soll die "Verbesserung unserer Produktion beschleunigt werden", heißt es in dem internen Schreiben weiter. Auch die Kommunikation will Guillemot verbessern. Zudem soll der Aufsichtsrat untersuchen, wie sich Unternehmensabläufe verbessern lassen.

"Star Wars Outlaws" will Guillemot derweil noch nicht abschreiben. Laut dem internen Schreiben arbeitet das Entwicklungsteam bereits daran, die Schleichmechaniken in "Outlaws" zu verbessern und mehr Speicherpunkte einzubauen. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Updates das Spielerlebnis deutlich verbessern werden und 'Star Wars Outlaws' zu einem unverzichtbaren Spiel und einem langfristigen Verkaufserfolg zu machen", schreibt Guillemot. Seine Hoffnung legt er dabei vor allem auf den Black Friday und das Weihnachtsgeschäft.

Ubisoft befindet sich in einer wirtschaftlich prekären Lage: Mehrere Releases in den vergangenen Jahren haben die Erwartungen des französischen Publishers verfehlt. Das beste Beispiel dafür ist "Skull and Bones". Ubisofts Piratenspiel wurde im Verlauf der Entwicklung mehrfach neu ausgerichtet, bevor es mit großer Verspätung zu bestenfalls mittelmäßigen Kritiken auf den Markt kam.

In den vergangenen 12 Monaten ist der Aktienkurs von Ubisoft um 60 Prozent eingebrochen. Aufgrund seiner schwachen Position gilt Ubisoft gemeinhin als potenzieller Übernahmekandidat für größere Spielefirmen.

(dahe)