Über Jahrzehnte ignoriert: Vierter Meteoritenkrater in Westeuropa gefunden

Ein Weingut in Südfrankreich wirbt mit einem Meteoritenkrater, obwohl Geologen längst widersprochen haben. Doch die lagen falsch, meint ein deutscher Geologe.

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Blick auf den Krater

(Bild: Domaine du Météore)

Lesezeit: 3 Min.

Auf der Erdoberfläche sichtbare Einschlagskrater von Meteoriten sind selten, in Westeuropa wurden bisher drei gefunden. Jetzt kommt wohl der vierte hinzu. Wobei "gefunden" in dem Fall das falsche Wort ist, berichtet die Goethe-Universität Frankfurt am Main. Denn der Krater "Trou du Météore" hat dem dort angesiedelten Weingut "Domaine du Météore" seinen Namen gegeben. Nachdem einige Geologen in den 1950er-Jahren aber erklärt hätten, dass es sich nicht um einen solchen Krater handelt, habe das nur noch als Marketing-Gag gegolten. Der Geologe und Kosmochemiker Frank Brenker hat das aber angezweifelt und sagt jetzt, dass es sich tatsächlich um einen Meteoritenkrater handelt. Systematische Untersuchungen hätten das bestätigt.

Das "Trou du Météore" aus der Luft

(Bild: Bing Maps)

Laut der Earth Impact Database gibt es auf der Erde nur 190 bestätige Impaktkrater, drei davon in Westeuropa. Das sind der nicht mehr zu erkennende Krater von Rochechouart-Chassenon, sowie das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken in Süddeutschland. Der jetzt als vierter bestätigte Meteoritenkrater liegt im Süden Frankreichs, nahe Montpellier. Es handelt sich um eine Senke mit einem Durchmesser von etwa 200 m, die 30 m tiefer ist als die Umgebung. Der Rand ist bewaldet, aber im Krater selbst wird Wein angebaut. Brenker erklärt, dass ihn die alternativen Erklärungen für die mögliche Entstehung der Formation aus geologischer Sicht nicht überzeugt hätten. Zusammen mit seiner Frau habe er deshalb Gesteinsproben gesammelt und darin die ersten Hinweise gefunden.

Gemeinsam mit einer Gruppe Studierender sei der dann nach Südfrankreich zurückgekehrt, um den Krater systematisch zu untersuchen. Herausgefunden hat die Gruppe demnach unter anderem, dass das Erdmagnetfeld in dem Krater etwas schwächer ist, als in der Umgebung. Das weise auf einen Einschlagskrater hin, denn Meteoriten würden das Gestein so stark zertrümmern und aufschmelzen, dass es weniger stark zum Magnetfeld der Erde beitragen könne. Außerdem haben sie demnach winzige Eisenoxidkügelchen gefunden, deren Zusammensetzung ebenfalls typisch für einen Impaktkrater seien. Sogar Mikrodiamanten habe man entdeckt, Überreste des immensen Drucks während des Einschlags.

Für den Experten sind das hinreichende Beweise, die keinen anderen Schluss zulassen: "Hier ist tatsächlich ein Meteorit eingeschlagen." Der Ort sei deshalb auch für Laien interessant, weil sich die Wucht solch eines Einschlags hier nachvollziehen lasse. Nachdem der Krater 60 Jahre lang wegen der ursprünglichen Ablehnung von Geologen nicht untersucht wurde, dürfte er jetzt aber auch Forschungsinteresse auf sich ziehen. Die Befunde wurden auf 54. Lunar and Planetary Science Conference vorgestellt. Sollten sich die Verantwortlichen der Earth Impact Database dem Urteil anschließen, würde sich der Krater dort unter den 20 kleinsten auf der Erde einreihen.

(mho)