Übertragungsraten im Breitband: So oft halten die Anbieter nicht ihr Versprechen

Wenn es um die maximalen Datenübertragungsraten geht, rechnen viele Anbieter offenbar zu großzügig. Bei der Zufriedenheit gibt es ein kurioses Ergebnis.

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(Bild: ThomBal / Shutterstock.com)

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Wer über einen Internetanschluss verfügt, der das vom Anbieter versprochene Tempo der Datenübertragungen einhält oder gar übertrifft, hat in Deutschland weiterhin ein seltenes Glück. Im neu veröffentlichten Jahresbericht 2020/2021 der Bundesnetzagentur zeigt sich einmal mehr, dass die Anbieter oft mehr versprechen, als sie halten können. Dies gilt für den Mobilfunk noch stärker als für kabelgebundene Internetanschlüsse.

Bei den stationären Anschlüssen wurde die vertraglich vereinbarte maximale Datenübertragungsrate im Download nur bei etwas mehr als jedem Dritten, 36,5 Prozent, voll erreicht oder überschritten. 83,5 Prozent der Nutzer, die sich mit Web-Browser oder Desktop-App zwischen dem 1. Oktober 2020 und dem 30. September 2021 an den Messungen beteiligten, bekommen immerhin mindestens die Hälfte der vereinbarten Rate.

Gleichwohl sind 80,3 Prozent der Kunden mit der Leistung zufrieden (Noten 1 bis 3). Weniger als 10 Prozent geben ihrem Anschluss die Noten 5 (mangelhaft) oder 6 (ungenügend). Insgesamt wurden 167.985 Messungen im Browser und 315.638 Messungen in der Desktop-App berücksichtigt. Laut Bundesnetzagentur gab es zwischen den Anbietern teils deutliche Unterschiede.

Die Tageszeit spielt oftmals keine Rolle: Im Tagesverlauf zeigen sich die Übertragungsraten bei Anschlüssen unter 200 Megabit pro Sekunde nahezu konstant. Bei Anschlüssen mit einer höheren Datenübertragungsrate gibt es hingegen in den frühen Abendstunden eine Senke – offenbar infolge der stärkeren Nutzung der Anschlüsse am Abend.

Im Jahresvergleich nahm die Breitbandsituation eine positive Entwicklung. Im Bericht für 2019/2020 hatten noch 24 Prozent die maximale Datenübertragungsrate erreicht, im Bericht 2018/2019 sogar nur 16,4 Prozent. Auch der Anteil derer, die mindestens die Hälfte der vereinbarten Rate erreichen, wächst von Bericht zu Bericht. Dieses Mal gab es allerdings bei den Messungen eine Änderung, da von Browser-Messungen auf die Desktop-App gewechselt wurde.

Bei den mobilen Breitbandanschlüssen ist die Temposituation noch deutlich schlechter. Nur 2,6 Prozent der Nutzer erreichen die zugesagte Übertragungsrate oder überschreiten sie. 20,1 Prozent bekommen mindestens die Hälfte. Immerhin verbesserte sich die Situation im Vergleich zum vorigen Breitbandbericht leicht: Im Berichtsjahr 2019/2020 erreichten nur 2,1 Prozent die volle und 17,4 Prozent die halbe maximale Übertragungsrate.

Dennoch zeigen sich die Kunden überaus zufrieden mit den Anbietern: 75,7 Prozent geben die Noten 1 bis 3. Im Berichtsjahr 2019/2020 waren es 74,2 Prozent. Offenbar – so die Bewertung im Bericht – sind Mobilität und die zur Verfügung stehende absolute Datenübertragungsrate bei der Zufriedenheit wichtiger als das Erreichen der in Aussicht gestellten Werte. Insgesamt wurden 441.233 Messungen berücksichtigt.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger können mit den Apps der Bundesnetzagentur die tatsächlichen Datenübertragungsraten ihres Internetanschlusses selbst messen. Zum mobilen Testen gibt es die Funkloch-App.

Wer die versprochene Geschwindigkeit nicht erreicht, hat je nach Differenz die Möglichkeit, die monatliche Zahlung zu mindern, denn seit Dezember 2021 gelten neue Verbraucherrechte. Zuvor muss eine Frist zur Nachbesserung gesetzt werden. Auch eine außerordentliche Kündigung ist in einigen Fällen möglich. Die Verbraucherzentrale NRW hat hierfür kürzlich einen Onlinerechner vorgestellt, der Betroffenen helfen kann.

(mki)