Ukraine: AKW Chmelnyzkyj nach russischen Angriffen vom Stromnetz getrennt

Russland greift seit Wochen verstärkt die ukrainische Energie-Infrastruktur an. Nun sind davon zwei weitere Atomkraftwerke betroffen.

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Ein von zwei Reaktoren des AKW Chmelnyzkyj.

(Bild: Energoatom, Archiv)

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Nach Angriffen auf die ukrainische Energie-Infrastruktur wurde das Atomkraft Chmelnyzkyj in der Westukraine vom Stromnetz getrennt. Die beiden Reaktoren des AKW wurden heruntergefahren und mit Dieselgeneratoren über Notstrom versorgt, berichtet die Internationale Atomagentur IAEA, die sich auf Informationen von ukrainischen Behörden beruft. Inzwischen werde das AKW über zwei 330-kV-Notstromleitungen wieder von außen versorgt, die Dieselgeneratoren wurden wieder abgeschaltet.

Die Stromverbindung zum AKW Chmelnyzkyj sei am Dienstagabend vollständig unterbrochen worden, nachdem die vier Leitungen innerhalb von zweieinhalb Stunden durch Raketenangriffe auf die ukrainische Energie-Infrastruktur schrittweise verlorgengingen, schreibt die IAEA. Daraufhin seien die beiden Reaktoren abgeschaltet worden, das AKW liefert keinen Strom mehr an Haushalte und die Industrie. Neun Stunden später sei das AKW mit den zwei Notleitungen verbunden worden, eine von ihnen sei zwischendurch unterbrochen worden.

Auch das Atomkraftwerk Riwne, das sich nordwestlicher ebenfalls in der Westukraine befindet, ist offenbar von russischen Angriffen betroffen. Am Mittwochmorgen sei eine der 750-kV-Stromleitungen, die das AKW von außen versorgen, unterbrochen worden, teilte die IAEA mit. Daraufhin sei die Leistung des AKW automatisch reduziert worden. Inzwischen sei die Leistung eines der vier Reaktoren wieder erhöht worden, um Strom in das ukrainische Netz zu speisen.

Reaktoren benötigen Strom für die Kühlung und andere wichtige nukleare Sicherheitsfunktionen, auch wenn sie abgeschaltet sind und keinen Strom mehr produzieren, erläutert die IAEA. Wenn der Strom von ausfällt, springen Notdieselgeneratoren ein, die für einige Tage Strom liefern können. Solches ist im Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine, das von Russland besetzt wird, mehrfach passiert.

Russland greift seit etwa sechs Wochen die Infrastruktur Ukraine verstärkt mit Raketen und Drohnen an, wurde berichtet. Mitte Oktober erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, 30 Prozent der Elektrizitätswerke seien zerstört, es gebe massive Stromausfälle. Vergangene Woche hieß es, vor allem die ukrainische Hauptstadt Kiew sei von Stromausfällen betroffen.

Standorte aktiver und ehemaliger AKW-Standorte in der Ukraine.

(Bild: Gesellschaft für Reaktorsicherheit)

(anw)