Ukraine: Chef des AKW Saporischschja vorübergehend in Haft – weitere Explosionen

Der Direktor des von Russland besetzten Atomkraftwerks war vorübergehend festgenommen worden. Das besorgt die internationale Atomaufsicht zusätzlich.

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Dieses verfremdete Bild mit Block 2 des AKW Saporischschja veröffentlichte der Betreiber Energoatom auf Facebook.

(Bild: Energoatom)

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Der Direktor des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja, Ihor Muraschow ist wieder frei. Er sei zu seiner Familie zurückgekehrt, berichtet der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Mariano Grossi auf Twitter.

Muraschow war am Freitag vergangener Woche von russischen Truppen festgenommen worden, ukrainische Stellen schrieben von einer Entführung. Die IAEA habe sofort nach Erhalt der Nachricht über die Festnahme russische Stelle kontaktiert, schrieb die Behörde. Ihr sei mitgeteilt worden, es handele sich um eine vorübergehende Festnahme.

Grossi hatte sich über die Auswirkungen der Festnahme auf die Sicherheit des größten Atomkraftwerks Europas besorgt gezeigt. Muraschow sei dafür verantwortlich, dass alle für die Sicherheit notwendigen Verfahren in dem AKW umgesetzt werden. Er sei auch zuständig dafür, dass im Falle eines Notfalls alles Nötige getan werde.

In der Nähe des AKW-Geländes sollen die IAEA-Experten, die seit Anfang September vor Ort sind, weitere Explosionen vernommen haben. Wie vergangene Woche gehen sie davon aus, dass diese von Landminen verursacht wurden, möglicherweise ausgelöst von Tieren. Die Sicherheit des Atomkraftwerks sei nicht betroffen, es handele sich aber um eine Besorgnis erregende Häufung. Am Mittwoch war nach Angaben der IAEA eine Mine in der Nähe eines Kanals explodiert, der das Atomkraftwerk mit Wasser für das Kühlsystem versorgt.

Das Atomkraftwerk Saporischschja wurde Anfang März kurz nach der russischen Invasion in die Ukraine besetzt. Es liegt in der gleichnamigen Oblast, deren besetzte Teile Russlands Präsident Wladimir Putin Ende September annektierte. Nicht erst seitdem wir darüber spekuliert, dass das ukrainische Personal durch russisches ersetzt werden könnte. Auch wird spekuliert, dass Russland den im AKW Saporischschja erzeugten Strom nicht mehr in das ukrainische, sondern in eigene Netz eingespeisen könnte. Momentan sind alle sechs Reaktoren heruntergefahren, seitdem das AKW wieder von außen Strom bekommt.

(anw)