Ukraine-Krieg: Polen sieht russischen Cyberangriff hinter Mobilisierungs-Meldung

Eine polnische Nachrichtenagentur meldete zweimal eine rasche Teil-Mobilmachung der Streitkräfte für einen Ukraine-Einsatz. Die Regierung spricht von Fake News.

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(Bild: Shutterstock.com/ LP2 Studio)

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Erstaunliche Nachrichten liefen am Freitag über den Ticker der polnischen Presseagentur PAP, die hierzulande mit der dpa vergleichbar ist. Die Polska Agencja Prasowa berichtete während eines informellen Treffens der NATO-Außenminister in Prag und den dortigen Debatten über ein weiteres Ukraine-Paket, der polnische Ministerpräsidenten Donald Tusk würde am 1. Juli eine teilweise militärische Mobilmachung ankündigen. "Zweihunderttausend polnische Bürger, sowohl ehemalige Militärangehörige als auch normale Zivilisten, werden zum Wehrdienst einberufen", hieß es in dem Artikel. "Jeder Einberufene wird in die Ukraine geschickt." Das Dementi kam postwendend: Tusk sprach auf X von einem gefährlichen Cyberangriff. Dabei handle es sich um ein weiteres "Beispiel für Russlands Strategie der Destabilisierung am Vorabend der Europawahl", deren Bedeutung sich damit immer klarer abzeichne.

Die PAP löschte den Beitrag laut internationalen Medien- und Agenturberichten wenige Minuten nach seiner Veröffentlichung und fügte hinzu, dass "die Quelle des Textes nicht die polnische Presseagentur ist". Die Meldung erschien dennoch ein zweites Mal, um gleich darauf erneut zu verschwinden. Die PAP erklärte, sie untersuche "die Umstände des Auftauchens der falschen Geschichte".

Der polnische Inlandsgeheimdienst ABW meldete sich ebenfalls auf X zu Wort: Angesichts des "mutmaßlichen russischen Cyberangriffs auf die polnische Presseagentur und der Veröffentlichung von Falschinformationen über eine angebliche Mobilisierung in Polen" habe man gemeinsam mit dem Digitalministerium rasch reagiert, die Bevölkerung aufgeklärt und Ermittlungen angestoßen. Tusk erklärt bereits Mitte Mai, dass es in Polen in den vergangenen Monaten im Auftrag Russlands mehrere Ablenkungs-, Sabotage- und Brandstiftungsversuche gegeben habe. Diese Taten seien "glücklicherweise dank der Wachsamkeit unserer Dienste und Verbündeten abgewendet" worden. Die Regierung werde als Reaktion darauf die Arbeit der Geheimdienste verstärken.

Im April griffen Unbekannte auch die Webseite der staatlichen tschechischen Nachrichtenagentur CTK an und veröffentlichten zwei gefälschte Meldungen. Darin hieß es, der tschechische Geheimdienst habe einen Angriff auf den designierten slowakischen Präsidenten Peter Pellegrini verhindert. Die Untersuchungen in dem Fall laufen noch. Deutschland berief jüngst seinen Botschafter in Russland vorübergehend zurück, nachdem Mitglieder der SPD nach Angaben der Bundesregierung Ziel einer staatlich gestützten russischen Cyberattacke geworden waren.

(bme)