Ukraine-Krieg: Riskante Störsender gegen Bomber

Ukrainische Aktivisten stören Kurzwellensender des russischen Militärs. Allerdings riskieren sie dabei Kopf und Kragen.

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(Bild: TanyaBV/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Beim russischen Überfall auf die Ukraine spielt Funkkommunikation eine wesentliche Rolle. Aktivisten haben herausgefunden, dass russische Bomberverbände auf 8131 kHz im oberen Seitenband (USB, Upper Side Band) senden und empfangen. Sie versuchen, diese rege Kommunikation zu stören, indem sie dort Musik oder Störgeräusche einspielen.

Ein weiteres Ziel ist eine Station auf 4625 kHz, die unter dem Namen "UVB-76 Buzzer" bekannt ist. Sie verbreitet einen Brummton – daher der Name Buzzer – und kodierte Nachrichten. Durch ihre hohe Sendeleistung ist sie bei günstigen Funkbedingungen weltweit zu empfangen. Der Senderstandort befindet sich nördlich von St. Petersburg.

Die Störsender müssen nicht notwendigerweise vor Ort sein. Über die Raumwelle, also Reflexionen an der Ionosphäre, lassen sich Kurzwellensignale auch aus mehreren hundert oder tausend Kilometern Entfernung mit teils sehr hohen Feldstärken empfangen und dementsprechend auch stören. Im Kalten Krieg wurde der Kurzwellenrundfunk aus westlichen Ländern im damaligen Ostblock gezielt mit Störsendern hoher Leistung belegt.

Die Gestörten greifen offenbar zu einer simplen Gegenmaßnahme: Sie verbreiten falsche Frequenzlisten. Das Hase- und Igel-Spiel dürfte noch eine ganze Weile weitergehen. Da Sendeanlagen leicht zu peilen sind, leben Betreiber von Störsendern in der Ukraine aber extrem gefährlich. Wenn das russische Militär ihren Standort einnimmt, laufen sie Gefahr, für ihre Aktionen verfolgt zu werden.

In der Ukraine herrscht derzeit für Funkamateure ein striktes Sendeverbot. Der deutsche Amateurfunkverband DARC hat dazu aufgerufen, Rufzeichen, Standort und Frequenzen von Aussendungen ukrainischer Stationen, die möglicherweise dennoch erfolgen, nicht zu veröffentlichen, um diese nicht in Gefahr zu bringen.

(uma)