Ukrainischer Vorstoß: Sorge um AKW Kursk

In dem russischen Gebiet, in das diese Woche ukranisches Militär vorgedrungen ist, steht ein Atomkraftwerk. Die Internationale Atombehörde ist besorgt.

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Atomkraftwerk Kursk

(Bild: Rosatom)

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Nach den Atomkraftwerken in der von Russland angegriffenen Ukraine sorgt sich die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) nun um das Atomkraftwerk Kursk. Da ukrainische Einheiten auf Gebiete in der Nähe des AKW vorgestoßen sind, mahnt die IAEA, die Sicherheit der Nuklearanlagen zu gewährleisten.

Das AKW Kursk liegt bei Kurtschatow, ungefähr 35 Kilometer westlich der Stadt Kursk. Der Umfang und die genauen Ziele des ukrainischen Vorstoßes über die Grenze seit Dienstag sind unklar. Die ukrainischen Einheiten sind laut Medienberichten etwa 30 Kilometer tief auf russisches Gebiet eingedrungen, das AKW Kursk liegt ungefähr 60 km von der ukranischen Grenzen entfernt.

Vier Reaktoren des AKW sind vom Typ RBMK-1000, zwei davon sind zurzeit abgeschaltet. Hinzu kommen zwei VVER-510, die momentan gebaut werden. Die russische Nationalgarde verstärkt seit Mittwoch den Schutz der Atomanlage in der Stadt Kurtschatow. Aus dem AKW wurde vorübergehend ein Teil der Arbeiter abgezogen, die dort an den zwei neuen Reaktoren bauen, wie das Bauunternehmen Atomstrojeksport mitteilte.

IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten. Es werde von "signifikanten militärischen Aktivitäten" in der Region berichtet, sagte Grossi in Wien. "Zu diesem Zeitpunkt möchte ich an alle Seiten appellieren, sich maximal zurückzuhalten, um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden."

In der näheren Umgebung des seit März 2022 von Russland besetzten größten europäischen AKW Saporischschja hatten die dort stationierten IAEA-Inspektoren in den vergangenen Tagen mehrfach Brände beobachtet. Einer dieser Brände – die teilweise durch die Trockenheit, teilweise durch Kampfhandlungen verursacht werden – ereignete sich unter den letzten beiden Anbindungen des AKW an das ukrainische Landesnetz. Die 750 kV-Hauptleitung und eine 330 kV-Reserveleitung wurden dabei jedoch nicht beschädigt. Zuvor war berichtet worden, dass der Pegel im Kühlbecken des AKW weiter sinkt.

An den Standorten der ukrainischen AKW Chmelnyzkyj, Riwne, Süd-Ukraine und Tschernobyl berichteten IAEA-Abgeordnete wiederholt von Luftalarmen durch nahegelegene Kampfhandlungen. Der Betrieb der Anlagen in Chmelnyzkyj und Riwne sei durch die wiederholten russischen Angriffe auf die Netzinfrastruktur der Ukraine beeinträchtigt worden, teilweise hätten einzelne Blöcke wegen Einschränkungen der Netzkapazität ihre Leistung drosseln müssen, teilte die IAEA mit.

(anw)