Umfrage: Aufklärung zu Covid-19 sollte Unsicherheiten mitkommunizieren

Noch nie zuvor wurden so viele Menschen damit konfrontiert, wie Wissenschaft funktioniert. Dabei sollten auch dazugehörige Unsicherheiten kommuniziert werden.

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Das RKI und andere Institutionen informieren umfassend zur Pandemie. Eine Umfrage hat ergeben, dass es richtig ist, wenn sie dabei auftretende Unsicherheiten mitkommunizieren.

(Bild: Robert-Koch-Institut)

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Zur Wissenschaft gehört immer Unsicherheit dazu. Mit dieser Erkenntnis werden nun Millionen Menschen in Deutschland konfrontiert, die sich zuvor nie damit befasst haben, da nun täglich immer neue und auch sich widersprechende Forschungsergebnisse zum Coronavirus öffentlich werden. Die meisten Bürger:innen wollen auch offen über diese Unsicherheiten informiert werden, ergab nun eine Umfrage des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Berliner Charité unter gut 2000 Menschen in Deutschland.

Den Umfrage-Teilnehmenden wurden vier verschiedene Versionen des künftigen Verlaufs der Coronavirus-Pandemie präsentiert. Dabei wurde jeweils unterschiedlich stark auf die Unsicherheiten der Vorhersage hingewiesen, erläutert das Forscherteam. In der Version, die am stärksten die Unsicherheit der wissenschaftlichen Prognose betonte, beschränkte sich die Kommunikation auf die Angabe von Spannen zu beispielsweise aktuell Infizierten, Todesfällen oder dem R-Wert. Die Version, die am wenigsten auf die Unsicherheit der wissenschaftlichen Prognose einging, benannte nur feste Werte und betonte, dass "die gegenwärtig beobachtete Entwicklung der Zahlen keinen Zweifel daran lasse, dass eine zweite Infektionswelle bereits begonnen habe".

32 Prozent befanden jene Version als am besten geeignet, die Bevölkerung zu informieren, die die wissenschaftliche Unsicherheit rund um die Pandemie am deutlichsten darstellte. Diese sei auch am ehesten geeignet, Menschen zu überzeugen, die Vorkehrungen zur Eindämmung der Pandemie mitzutragen. Insgesamt 54 Prozent der Umfrageteilnehmenden zogen die Versionen vor, die numerische und verbale Unsicherheit transportierten. Mit 21 Prozent befürworteten am wenigsten die Version, die die wissenschaftliche Unsicherheit unerwähnt ließ.

Die Forschenden haben zudem festgestellt, dass besonders die Menschen, die die gegenwärtigen Maßnahmen kritisch sehen, eher bereit zu sein scheinen, sie mitzutragen, wenn wissenschaftliche Unsicherheit in der Kommunikation klar benannt wird.

"Politiker und Gesundheitsexperten scheuen manchmal davor zurück, wissenschaftliche Unsicherheit zu kommunizieren, aus Angst, dass dies zu Misstrauen führen könnte", sagt Odette Wegwarth, Erstautorin der Studie. Wenn aber vorgeben werde, dass eine Prognose zum weiteren Verlauf der Pandemie absolut sicher sei, werde das Vertrauen der Bürger riskiert, wenn die Vorhersagen dann doch nicht so eintreffen.

(anw)