IFA

Reparaturanfragen: Neun von zehn Elektro-Haushaltsgeräten 2023 reparierbar

2023 konnten Hersteller von Waschmaschinen & Co. nach Eigenaussage 9 von 10 Reparaturanfragen erfolgreich bearbeiten. Meist sei eine Reparatur möglich gewesen.

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Mann reapriert Air Conditioner.

(Bild: I AM NIKOM/Shutterstock.com)

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Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI stellt sich hinter das Ziel der EU und der Bundesregierung, die Reparaturkultur zu stärken. Dazu hat der Verband im Sommer einen Teil seiner insgesamt über 1100 Mitglieder befragt. 2023 konnten die Teilnehmer an der Umfrage laut jetzt veröffentlichten Ergebnissen neun von zehn Reparaturanfragen erfolgreich bearbeiten. In 79 Prozent der Fälle sei eine Instandsetzung grundsätzlich möglich gewesen. Diese Reparaturen hätten dann auch nahezu immer erfolgreich durchgeführt werden können, nämlich bei 98 Prozent der übrig gebliebenen Anfragen.

In anderen Fällen sei eine Beratung zur Bedienung des Geräts oder zum Umgang mit einer Fehlermeldung ausreichend gewesen, schreibt der ZVEI. Genau genommen habe bei diesen Anfragen also gar kein Defekt vorgelegen. Zudem seien Geräte im Zuge der gesetzlichen Gewährleistung ausgetauscht worden. Viele Nutzer wollen ihre Heimtechnik auch selbst wieder zum Laufen bringen. Im vorigen Jahr konnte die Branche dem Verband zufolge hier 93 Prozent der Ersatzteilanfragen von Privatpersonen zufriedenstellend lösen. Aus Sicherheitsgründen sei es nicht immer zulässig, solche Komponenten an Do-it-Yourself-Fans herauszugeben, erläuterte Carine Chardon, Geschäftsführerin der ZVEI-Fachverbände Elektro-Hausgeräte. Gesetzlich werde beim Zugang zu Ersatzteilen zwischen privaten und professionellen Reparateuren unterschieden, da die Gefahren nicht unterschätzt werden dürften. Oft sei es "unbedingt erforderlich", Profis heranzulassen.

An der Sondierung nahmen rund 25 Prozent der Mitglieder der ZVEI-Fachverbände Elektro-Haushaltgeräte teil. Darunter waren laut dem Verband "die größten deutschen Unternehmen der Branche". 2023 haben die teilnehmenden Firmen demnach insgesamt 1,7 Millionen Reparaturanfragen erhalten.

"Die Umfrage des ZVEI entspricht nicht der Realität und schönt das Thema Reparatur und die Rolle der Hersteller in ungerechtfertigter Weise", erklärte Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutsche Umwelthilfe (DUH), gegenüber heise online. So habe bereits nur eine eingeschränkte Anzahl an Mitgliedern geantwortet, die wohl bei dem Thema "ohnehin gut unterwegs" sei. "Die Voraussetzungen für Reparaturen sind längst nicht so gut, wie der Anschein erweckt werden soll", bemängelt Fischer. Für kritische Punkte wie schlechtes Ökodesign, eingeschränkte Reparaturfähigkeit, fehlende einschlägige Informationen oder softwarebasierte Barrieren trügen "größtenteils die Hersteller die Verantwortung".

Die geforderte Wende hin zur Kreislaufwirtschaft braucht noch Schwung. Der Anteil der Bundesbürger, die Produkte selbst instand setzen oder reparieren lassen, ist zwischen 2014 und 2022 von 56 auf 46 Prozent gesunken. Dies berichtet der Runde Tisch Reparatur anhand repräsentativer, miteinander vergleichbarer Studien zum Umweltbewusstsein des Umweltbundesamt (UBA) aus den beiden Jahren. Reparaturkosten und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen waren demnach 2022 laut 36 beziehungsweise 30 Prozent der Befragten die häufigsten Hemmnisse, gefolgt von Zweifeln an der Reparierbarkeit eines Gegenstandes und Unsicherheit, ob man die Reparatur selbst oder bei vertrauenswürdigen Stellen durchführen lassen könne (jeweils 29 Prozent).

Bei den technischen Aspekten von Reparaturen stehen für Verbraucher der jüngsten UBA-Untersuchung die bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen (96 Prozent), die Modularität von Produkten (95 Prozent) sowie die längere Bereitstellung von Software-Updates und Reparaturanleitungen für kleinere Mängel (92 Prozent) im Vordergrund. Beim Kauf neuer Elektrogeräte setzten die Befragten ihre Prioritäten auf Langlebigkeit (80 Prozent), Funktionalität und hohe Qualität (73 Prozent) sowie Reparierbarkeit (51 Prozent).

Miele betonte zur diesjährigen IFA, dass dem Hausgeräte-Anbieter die Kreislaufwirtschaft am Herzen liege: "Wir wollen unseren Geräten ein zweites Leben geben und setzen auf die Wiederverwendbarkeit und Wiederverwendung von Geräte-Komponenten und Materialien", betonte der Chef des Gütersloher Konzerns, Reinhard Zinkann, im Vorfeld der Messe. Daher setze das Unternehmen weiterhin auf langlebige, reparaturfreundliche Produkte und eine ressourcenschonende Herstellung. Zur IFA präsentiert Miele eine Konzeptstudie eines Gerätes, das nach eigenen Angaben "fast vollständig aus zirkulärem Material besteht und sich auch fast komplett in den Materialkreislauf zurückführen lässt".

Das EU-Parlament beschloss im April den Entwurf für eine Richtlinie für ein Recht auf Reparatur. Der neue Anspruch gilt für Produkte, für die im EU-Recht schon Reparaturanforderungen mit dem Ökodesign-Ansatz bestehen. Das sind Smartphones, Tablets, Server, Bildschirme, Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler, Kühlschränke und Schweißgeräte sowie bald auch Staubsauger. Der ZVEI hält einen ganzheitlichen Ansatz für nötig. Neben gesetzlichen Vorgaben für Hersteller seien Aufklärungsarbeit oder Anreize wie ein Reparaturbonus wichtig.

(olb)