(Un-)freiwillig komisch: Dürfen Release Notes von Apps lustig sein?

Einige App-Entwickler beweisen in den Release Notes Sinn für Humor. Doch zunehmend werden die Update-Notizen aus anderen Gründen zur Lachnummer.

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Zwei Smartphones, die die App-Icons von Apples App Store und Googles Play Store zeigen

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Als ein Leser kürzlich im Play Store die Updatenotizen der Kleinanzeigen-App las, traute er seinen Augen nicht: "Riechen Sie das? Riechst du das auch? Tote Käfer, mein Sohn. Nichts anderes auf der Welt riecht so. Ich liebe den Geruch von toten Käfern am Morgen … (äh, nichts zu berichten, außer ein paar allgemeine Fehlerbehebungen)", stand dort geschrieben. Ratsuchend wandte er sich an heise online: "Liest sonst niemand die Changelogs oder wurde der Hersteller der App gehackt?"

Tatsächlich dürfte es sich hierbei um ein etwas schräges, aber insgesamt betrachtet selten gewordenes Beispiel für Humor in Release Notes handeln. Wer im Netz Artikel und Diskussionsthreads von vor zehn Jahren liest, stellt fest, dass in den jungen Jahren von App Store und Play Store noch mehr solcher kreativen Updatehinweise zu lesen waren. Zunehmend werden aber die "What's new"-Felder als Spielwiese der Marketingabteilung zweckentfremdet, die Nutzer der App umgarnt, aber nicht zum Lachen bringt. Lachhaft geht es dort inzwischen eher aus anderen Gründen zu.

Zu denen, die immer noch amüsante Texte in den Versionsverlauf schreiben, gehört die App Slack. "Es ist absolut kein Problem, wenn du deine Meinung änderst. Leider sah es so aus, als hätte die App damit ein Problem, was sie durch abrupte Abstürze demonstrierte, nachdem eine Bewertung in der Listenfunktion geändert wurde", heißt es da in Version 24.07.40. "Wir haben Fehler behoben, die Leistung verbessert und viel zu viel Kaffee getrunken", versucht es auch YouTube regelmäßig mit einem Anflug von Spaß.

"We've been busier than Batman after yet another Arkham breakout" (Wir waren fleißiger als Batman nach einem weiteren Arkham-Ausbruch), schreiben die Entwickler von Wordpress in einer der Update-Notizen – auch bei den Entwicklern der Blogging-Software hat Humor eine gewisse Tradition. "Das ist dasselbe Tumblr, nur ohne die Bugs", kennzeichnen die Entwickler von Tumblr jene Versionen der App, die keine neuen Features enthalten.

Wo viele Nutzer freilich keinen Spaß verstehen, ist bei der zunehmenden Zahl von Apps, die in den Release Notes nur Allgemeinplätze veröffentlichen – wozu auch manche App mit spaßigen Beschreibungen gehört. "Kleine Veränderungen und Verbesserungen" bei einem 17-Gigabyte-Update sind eher unfreiwillig komisch. Wer sich Aufschluss darüber wünscht, was verändert wurde, findet solche Wortkargheit nicht lustig.

Lustige Release-Notes in Apps (4 Bilder)

Bei Slack haben amüsant geschriebene Release-Notes Tradition – wie etwa in diesem Beispiel.

Die Vorschriften der Anbieter sehen eigentlich auch mehr Details vor. Apple schreibt etwa in seinen Guidelines, dass neue Funktionen und Veränderungen klar beschrieben werden sollen. Allerdings lässt der iPhone-Hersteller ein Hintertürchen offen, wenn er schreibt, dass simple Bugfixes, Sicherheitsupdates und Performance-Verbesserungen auch allgemein umschrieben werden können. Google schreibt für seinen Play Store explizit vor, dass Werbung zu unterlassen ist.

Zu der Frage, ob Release Notes auch lustig sein dürfen, machen Apple und Google keine Vorgaben. Es liegt also offenbar im Ermessen jedes App-Entwicklers, ob er seine Updatenotizen ganz nüchtern oder augenzwinkernd formuliert. Ob das bei den Nutzern gut ankommt, ist freilich eine andere Frage.

(mki)