Ungewisse UKW-Zukunft: Sendestart für Nord-Privatradios auf DAB+

In Schleswig-Holstein bekommt DAB+ einen Schub, weil Privatsender nun landesweit auf diesem Weg verbreitet werden. Aber was wird aus dem guten alten UKW-Radio?

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(Bild: phadventure / Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

In Schleswig-Holstein startet der Regelbetrieb für private Hörfunkprogramme über das Digitalradio DAB+ an diesem Samstag (1. April 2023). Experten erwarten gleichzeitig, dass einige Privatsender zumindest mittel- und langfristig nicht mehr analog über UKW verbreitet werden.

Im nördlichsten Bundesland werden zum Stichtag 1. April je nach Region 12 bis 16 private Hörfunkprogramme verbreitet. Die meisten privaten Programme werden nach Angaben der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA-HSH) dann landesweit empfangbar sein. Darüber hinaus können 28 bundesweit verbreitete Programme sowie acht Programme des NDR in Schleswig-Holstein über DAB+ empfangen werden.

Digitaler Radioempfang in Deutschland wird immer beliebter. Nach dem jüngsten Digitalisierungsbericht der Medienanstalten nutzt mehr als jede dritte Person ab 14 Jahren in Deutschland (34 Prozent) vorzugsweise einen digitalen Radio-Empfangsweg. Dabei hat aber inzwischen die Verbreitung über das Internet (Web-Radio) mit 19,2 Prozent den terrestrischen Digitalfunk DAB+ (12,4 Prozent) überholt.

Über die Hälfte der Radiohörer (55,8 Prozent) favorisieren aber immer noch die analoge Übertragung via UKW. Der Parallelbetrieb über DAB+ und UKW wird von den privaten Programmveranstaltern und vor allem von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wegen der hohen Kosten kritisch gesehen. Zuletzt hatte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue auf "immense Preissteigerungen" hingewiesen. "Wir werden uns auf Dauer zwei terrestrische Verbreitungswege nicht leisten können", sagte Raue.

Als entschiedener Kritiker einer möglichen UKW-Abschaltung in Europa hat sich immer wieder der Schweizer Medienunternehmer Roger Schawinski zu Wort gemeldet, der von 2003 bis 2006 die Geschäfte des deutschen Privatfernsehsenders Sat.1 geführt hat. Er warnte davor, viele Millionen funktionsfähige UKW-Radios in den Haushalten, in einen Elektroschrott zu verwandeln.

Nach Informationen des Fachportals Radioszene.de ist aber zumindest die langfristige Perspektive des UKW-Radios im Norden ungewiss. Danach sollen die derzeitig gültigen UKW-Lizenzen nicht mehr verlängert werden. Da die Lizenz von R.SH vor zwei Jahren erst verlängert worden sei, dürfe der landesweite Privatsender noch bis 30. Juni 2031 auf UKW senden. Andere Sender wie Antenne Sylt (88,1 und 100,3 MHz) oder Radio Lübeck (88,5 MHz) müssten dagegen schon ein paar Jahre früher ihre UKW-Frequenzen verlassen und seien dann nur noch über den neuen Digitalradio-Standard DAB+ zu empfangen.

Nach den Bestimmungen des Landesmedienstaatsvertrags sollen die UKW-Frequenzen, die nicht mehr genutzt werden, nicht neu zugeordnet und nicht neu ausgeschrieben werden. Dies gilt nach Auskunft der Medienanstalt HSH auch für Frequenzen, deren Zuweisungen auslaufen. "Die Zuweisung von UKW-Frequenzen erfolgt grundsätzlich befristet." Es gebe also kein einheitliches "Ablaufdatum2 für UKW in Schleswig-Holstein. Die bestehenden befristeten Zuweisungen von UKW-Frequenzen würden in den nächsten Jahren jedoch auslaufen. Die ersten UKW-Zuweisungen enden demnach im Jahr 2025.

(dahe)