United Internet steigt bei De-Mail aus​

Nach der Telekom verabschiedet sich auch der zweite große Anbieter von De-Mail.

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E-Mail-Logos vor Laptop

(Bild: Shutter z/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Tim Gerber

United Internet hat angekündigt, innerhalb eines Jahres seine De-Mail-Dienste einzustellen. Den Kunden seiner Marken 1&1, GMX und WEB.DE wird die Kündigung ihrer De-Mail-Verträge derzeit in einer Mail angekündigt. Nutzer werden also ausreichend Zeit haben, ihre Daten zu sichern.

Der Schritt war schon länger erwartet worden. Nachdem die Telekom sich im vergangenen Sommer den Service für seine Kunden eingestellt hatte, kündigte auch die Bundesregierung an, dass die Behörden des Bundes nicht weiter verpflichtet sein sollen, De-Mail-Zugänge zu eröffnen.

Anders als die Telekom, die den Dienst kostenlos angeboten hatte, waren bei United Internet bestimmte Dienste wie die absenderbestätigte Mail kostenpflichtig. Die Absenderbestätigung wird zum Beispiel benötigt, um die vor allem in Gerichtsverfahren geforderte Schriftform zu ersetzen. Mit dem elektronischen Bürger- und Organisationenpostfach (eBO) und dem kostenlosen Justizportal hat die Bundesregierung selbst jedoch eine kostenlose Alternative zur De-Mail für Verwaltungs- und Gerichtsverfahren geschaffen und damit dem Geschäft mit De-Mail-Diensten den Boden entzogen. (Zu den kostenlosen Alternativen der De-Mail siehe c't 7/2024, S. 158.)

Dass sich der Dienst, der sich technisch nicht sonderlich von dem Zoo "besonderer" elektronische Postfächer für Anwälte, Notare, Steuerberater, Behörden und Gerichte unterscheidet, nicht durchsetzen konnte, dürfte maßgeblich der Inkonsequenz des Gesetzgebers geschuldet sein. Der hätte anstelle alle standeseigenenen Systeme dem auch schlicht die viel früher gesetzlich implementierte De-Mail vorschreiben und damit eine marktwirtschaftliche Infrastruktur für Kommunikationsdienste jenseits der klassischen Post schaffen können. Denn die De-Mail kann Einschreiben, Rückscheine und Zustellungsurkunden elektronisch ersetzen.

Nach dem Ausstieg von 1&1 verbleiben nun nur noch zwei kleinere Provider, die recht kostspielige, eher auf gewerbliche Nutzer zugeschnittene De-Mail-Services anbieten. Da auch Bundesbehörden diese bald nicht mehr benötigen werden, dürfte das vollständige Ende des Dienstes besiegelt sein.

(tig)