VPN-Apps in Russland entfernt: Bürgerrechtler kritisieren Apple scharf

Anfang Juli entfernte Apple diverse VPN-Apps aus dem russischen App Store. Bürgerrechtler antworten darauf jetzt mit einem offenen Brief an Apple-Chef Tim Cook.

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Einschaltoption für ein VPN auf einem Smartphone

(Bild: Shutterstock/Primakov)

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Über 40 russische und internationale Bürgerrechtsorganisationen fordern Apple auf, in Russland wieder VPN-Apps im App Store zuzulassen. Das Unternehmen dürfe der Zivilgesellschaft Russlands nicht den Rücken kehren, heißt es in einem offenen Brief an Apple-Chef Tim Cook, den "Access Now" veröffentlicht hat. Apples Einknicken vor der russischen Regierung widerspreche seiner eigenen Firmenpolitik und internationalen Menschenrechtsstandards.

Anfang Juli wurde bekannt, dass Apple 25 VPN-Programme im russischen App Store gesperrt hat. Virtual Private Networks (VPN) verschlüsseln den Datenverkehr. Neben erhöhtem Datenschutz ermöglichen sie es, Zensurmaßnahmen im Internet zu umgehen. Die Anordnung zur Löschung in Russland war laut Berichten von der russischen Internetaufsichts- und Zensurbehörde Roskomnadsor ergangen. Es wird ein Zusammenhang zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesehen. Seither gelten verschärfte Zensurmaßnahmen, die es unter anderem auch untersagen, von einem Krieg zu sprechen.

Apple stellte zuvor als Reaktion auf den russischen Überfall den Verkauf seiner Geräte in der Russischen Föderation ein. Diese sanktionierte daraufhin Apple und schränkte unter anderem den Bezahldienst Apple Pay ein. Auch der Kartendienst Apple Maps ist seither eingeschränkt. Der App Store kann hingegen weiterhin verwendet werden.

Die Bürgerrechtler sehen in der Entfernung der VPN-Apps eine Unterdrückung der Redefreiheit, bei der Apple Russland helfe. Ohne VPNs gebe es im Land kein offenes Internet. "Von der Zivilgesellschaft bis hin zu Journalisten sind VPNs die Lebensader für jeden, der in Russland eine Stimme für die Menschenrechte erhebt", heißt es in der Erklärung. Unterzeichner sind unter anderem die Electronic Frontier Foundation und Reporter ohne Grenzen.

Apple war schon wiederholt mit Situationen konfrontiert, in denen Regierungen von dem iPhone-Hersteller verlangten, Zensurvorschriften der jeweiligen Länder zu befolgen. So hat Apple Ende 2017 bereits in China VPN-Apps aus dem App Store entfernt, wofür das Unternehmen unter anderem auch von US-Politikern scharf kritisiert wurde. Im Jahr 2020 wurden zudem Feedreader auf Geheiß Chinas entfernt. Ebenfalls 2020 erklärte das Unternehmen, sich zur Meinungsfreiheit zu bekennen – allerdings mit der Einschränkung, dass man auch lokalen Gesetzen folgen müsse.

(mki)