Verfressene Fernseher

Amerikanische Umweltschützer erwarten einen weiteren Anstieg des Stromverbrauchs durch Unterhaltungselektronik, besonders durch günstige und große Flachfernseher, im Weihnachtsgeschäft.

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Der Preisverfall bei Plasmafernsehern versetzt die amerikanische Umweltschutzorganisation National Resources Defense Council (NRDC) in Alarmstimmung: Sie befürchtet, dass günstige Großbildgeräte im Weihnachtsgeschäft den Stromhunger amerikanischer Privathaushalte deutlich erhöhen werden, wie der Branchendienst CNet berichtet.

Bereits 15 bis 20 % des Stromverbrauchs amerikanischer Privathaushalte geht auf die Kappe von Unterhaltungselektronik, Tendenz steigend. Die neue Generation von TV-Geräten wird diesen Trend noch verstärken, so die Befürchtung der Umweltschützer: die Großbildfernseher, besonders die Plasma-Geräte, verbrauchen zwei- bis dreimal soviel Energie wie herkömmliche Geräte – manches besonders verschwenderische Modell schlucke aufs Jahr gerechnet ebenso viel Strom wie ein Kühlschrank, betonte das NRDC.

Neben Fernsehern haben die Energiewächter auch Netzteile und Ladegeräte für Mobiltelefone, Digitalkameras oder Laptops als weiteres Problem identifiziert. Nach Informationen der amerikanischen Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA) besitzt jeder Bürger der USA im Durchschnitt fünf solcher kleinen Stromfresser. Ihr Wirkungsgrad beträgt nur 30 bis 60 % – der Rest der Energie wird in Wärme umgesetzt. An effizient arbeitende Geräte verleiht die EPA seit langem den "Energy Star"; eine entsprechende Spezifikationen für Spannungsadapter stellte die Behörde zu Beginn des Jahres vor. Die Umweltbehörde hat errechnet, dass in den USA fünf Milliarden Kilowattstunden elektrischer Energie und damit vier Millionen Tonnen in Kraftwerken anfallende Treibhausgase eingespart werden könnten, wenn Netzteile und Ladegeräte allesamt eine Energieausbeute von 90 % erreichen würden. Technisch sei dies machbar, so die Einschätzung der EPA.

Fensehgeräten bescheinigte der Energy Star bisher lediglich geringen Stromverbrauch im ausgeschalteten oder Ruhezustand. In Zukunft sollen damit auch Sparsamkeit im laufenden Betrieb zertifiziert werden. Die neuen Richtlinien liegen allerdings voraussichtlich erst in zwei Jahren vor. Zu spät, wie man beim NRDC meint: Bis dahin hätten sich die Verbraucher längst einen der neuen Plasmafernseher ins Wohnzimmer gestellt, der die nächsten zehn Jahre Energie verpulvert.

In Deutschland warnt das Umweltbundesamt seit Jahren vor versteckten "Energieräubern" im Haushalt. Hier hat man besonders die Leerlaufverluste im Visier: Viele Geräte besitzen überhaupt keinen Netzschalter mehr und verbrauchen ständig Strom, auch wenn sie nicht genutzt werden. Die Behörde beziffert die anfallenden Kosten für diese ungenutzte Energie bundesweit auf mindestens 3,5 Milliarden Euro im Jahr. Den amerikanischen Energy Star schätzt das Umweltbundesamt übriges als keine große Hilfe beim Einkauf ein: Gemessen am Stand der Technik in Deutschland seien die Anforderungen der Amerikaner zu niedrig. (pek)